Alles richtig gemacht

Ein Patient klagt über Atemnot. Die Rettungsleitstelle entsendet einen Rettungswagen (RTW) zu der ländlich gelegenen Adresse. Das RTW-Team (Notfallsanitäter + Rettungsassistent) treffen auf einen kaltschweißigen und gequält wirkenden 50-jährigen Mann, den sie bei einer unter Raumluft pulsoxymetrisch gemessenen Sauerstoffsättigung von 84% umgehend mit 12 l O2/min über eine Maske mit Reservoir versorgen. Unmittelbar nach Anlegen des EKG verdreht der Patient die Augen und erleidet ein Kammerflimmern (VF) unter Monitoring. Da der Defibrillator nicht im halbautomatischen Modus gestartet wurde, beginnt das Team mit Herzdruckmassage und entschließt sich zur manuellen Defibrillation mit 200 J über die sofort aufgebrachten Klebepaddles mit unmittelbarem ROSC. Noch während das RTW-Team den Notarzt nachfordert wiederholt sich die Situation (VF->HDM->Defi->ROSC).

Handlungsempfehlung Notfallsanitäter Baden-Württemberg
aus: Handlungsempfehlungen für Notfallsanitäter in Baden-Württemberg

Der spontanatmende Patient erhält einen Wendel-Tubus und wird vom Notfallsanitäter über Maske-Beutel mit Sauerstoff assistiert beatmet, während der Rettungsassistent ein 12-K-EKG schreibt. Auf diesem detektieren beide einen ST-Hebungsinfarkt und entscheiden sich, vor dem Hintergrund, dass der Notarzt per Rettungshubschrauber (RTH) noch mindestens 10 Minuten auf Anflug ist, zur intravenösen Gabe von ASS und Heparin in leitliniengerchter Dosierung, sowie im weiteren Verlauf zur Applikation von 150 mg Amiodaron als Kurzinfusion.

Noch vor Landung des RTH zeigt der Patient Wachheitsreaktionen und ungezielte Abwehr, so dass das Team entscheidet mit 2 mg Midazolam vorsichtig eine Sedierung zu beginnen.

Der eintreffende Notarzt trifft auf einen kreislaufstabilen suffizient spontanatmenden Patienten mit mittelweiten Pubillen und einem Glasgow Coma Score von 12 Punkten. Die Sedierung wird vertieft mit weiteren titrierenden Gaben von Midazolam und Morphin und der Patient direkt im Herzkatheterlabor angemeldet, welches eine knappe halbe Stunde später erreicht wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Patient wach, verlangsamt, jedoch zur Person orientiert.

Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Reanimation waren in diesem Beispiel eines beobachteten Kollaps mit Kammerflimmern unter Monitoring überaus günstig. Aus dem geschilderten Fall wird deutlich, wie ein gut geschultes und harmonierendes nicht-ärztliches Team überbrückend bis zur Ankunft des Notarztes leitliniengerecht erfolgreich handel kann.

Die Reanimation wird auch in Zukunft eine sichere Notarztindikation darstellen, aber eine strukturierte Ausbildung mit klaren Algorithmen geben den Notfallsanitätern Handlungssicherheit bis zum Eintreffen des Notarztes professionell und konsequent zu agieren. Für eine reibungslose Übernahme der Verantwortung durch den Notarzt zu jedem Zeitpunkt der Versorgung darf vom Notarzt die gleiche Kenntnis der Algorithmen, nach denen die Notfallsanitäter geschult werden, erwartet werden. Gemeinsame Schulungen im Team mit Notfallsanitätern und Notärzten können hier einen wertvollen Beitrag leisten.

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