Kein Vorteil durch Ganzkörper-CT bei schwer verletzten Kindern

Wir wissen aus Daten des Daten des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TR-DGU), dass eine Diagnostik mittels Ganzkörper-Computertomografie (GK-CT) bei der Versorgung von erwachsenen Polytraumapatienten vorteilhaft ist.

Nicht nur bei jungen Erwachsenen, sondern auch bei Kindern ist Trauma die häufigste Todesursache: dabei liegt in der Altersgruppe bis 4 Jahren der Anteil bei 19,8 % und im jungen Erwachsenenalter (15.–19. Lebensjahr) bei sogar 62 %. Ob das GK-CT jedoch auch bei Kindern die geeigneten Bildgebung ist, wird kontrovers diskutiert. Denn im Vergleich zu Erwachsenen besteht ein erhöhtes Risiko für eine Malignomentwicklung (z.B. Schilddrüsentumoren oder Leukämien). Auch frühzeitige Linsentrübungen der Augen („Grauer Star“ / Katarakt) durch Röntgenstrahlung sind möglich.

Deshalb hat eine Arbeitsgruppe TR-DGU-Daten aus dem Zeitraum 2012–2021 ausgewertet und unter anderem die beobachtete und erwartete Letalität bei Kindern mit GK-CT der Letalität bei Kindern ohne GK-CT gegenübergestellt.

Berger M, Lefering R, Bauer M, Hofmann GO, Reske S, Hilbert-Carius P

Sterblichkeit mit oder ohne Ganzkörper-CT bei schwer verletzten Kindern

Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 180-5; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0414

Insgesamt wurden 4 573 Kinder mit unterschiedlichem Unfallhergang und Verletzungsmuster in die Studie eingeschlossen. Der Vergleich des Quotienten von beobachteter und erwarteter Sterblichkeit ergab bei Kindern keinen Unterschied in beiden Gruppen (mit GK-CT „standardised mortality ratio“: 0,97; ohne GK-CT 0,95). Eine Matched-pair-Analyse mittels Propensity Score (1 101 Paare) ergab eine identische Sterblichkeit beider Gruppen (mit GK-CT 3,9 %; ohne GK-CT 4,0 %).

Damit ergibt sich kein Vorteil der GK-CT gegenüber einer Stufendiagnostik bei der Versorgung schwer verletzter Kinder. Vor dem Hintergrund der Strahlenbelastung und der möglichen Malignominduktion sollte der Einsatz der GK-CT bei Kindern im Team kritisch diskutiert sowie Nutzen und Risiko abgewogen werden.

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