Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp Bern/Schweiz:
- die gefürchtete durch Haemophilus influenza B ausgelöste Epiglottitis bei Kindern ist nach Einführung der HiB-Impfung glücklicherweise selten geworden
- in Schweden beispielsweise ist nach Einführung der Impfung die Anzahl der Patiententage pro Jahr von 424 Tagen/Jahr zwischen 1987 und 1991 auf 11 Tage/Jahr 1996 gefallen (Garpenholt et al. Pediatric Infect Dis J 1999; 18:490)
- inzwischen sieht man mehr Epiglottitis-Fälle bei Erwachsenen als bei Kindern und das mittlere Alter der Patienten beträgt 46 Jahre (Tinitnalli’s Emergency Medicine)
- meist kann kein Erreger isoliert werden. Am häufigsten werden beim Erwachsenen aber Staphylokokken und Streptokokken nachgewiesen.
Symptome:
- Dysphagie
- progrediente Dyspnoe, v.a. in liegender Position
- Fieber
- zervikale Lymphknotenschwellung
- im fortgeschrittenen Stadium: inspiratorischer Stridor
- man findet die Patienten häufig in sitzender, nach vorn übergebeugter Position
Diagnose:
- klinisch!
- transnasale fiberoptische Laryngoskopie
- auch möglich: Weichteil-Röntgen-Aufnahme des Halses im Stehen! Sensitivität bei Kindern ca. 90% (Senior BA et al. Laryngoscope 1994; 104:1315-22)
- direkte Laryngoskopie möglichst vermeiden, wenn, dann nur mit äußerster Vorsicht und unter Bereitschaft auf eine plötzliche komplette Atemwegsobstruktion mit der Notwendigkeit der Koniotomie/Tracheotomie
- nicht ins CT, denn das flache Liegen führt häufig zur Atemwegsobstruktion
Therapie:
- kontinuierliche intensivmedizinische Überwachung, die Patienten können jederzeit ihren Atemweg verlieren und asphyktisch werden!
- Antibiose: Ceftriaxon
- Lagerung und Transport in sitzender Position
- angefeuchteter Sauerstoff (um eine Verborkung der ohnehin extrem engen Atemwege zu vermeiden)
- HNO-chirurgische Abszessdrainage
- bei Notwendigkeit der Intubation: wach fiberoptische Intubation. Eine Koniotomie/Tracheotomie unter Lokalanästhesie durch einen darin versierten Arzt muss vorbereitet und jederzeit möglich sein. Bei einem Befund wie auf dem videolaryngoskopischen Bild wird eine konventionelle endotracheale Intubation nicht gelingen.
- Steroide möglich, ohne Evidenz