Das schwere Schädel-Hirn-Trauma (SHT) zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Ein optimales Management der zerebralen Durchblutung und des intrakraniellen Drucks bereits während der prähospitalen Versorgung kann sich positiv auf den Behandlungserfolg dieser Patienten auswirken. Diese beiden Zielwerte werden vom arteriellen PaCO2-Wert beeinflusst.
EIne Arbeitsgruppe aus der Schweiz hat nun den Zusammenhang zwischen dem PaCO2-Wert unmittelbar nach Krankenhausaufnahme und der Mortalität von Patienten mit schwerem SHT untersucht:
Pietsch U, Müller M, Hautz WE, et al.
The Importance of Normocapnia in Patients With Severe Traumatic Brain Injury in Prehospital Emergency Medicine.
JACEP Open; 6: 100193 (2025)
Methoden:
Die Kollegen führte eine retrospektive Analyse prospektiv erhobener Daten von Traumapatienten durch, die zwischen 2017 und 2022 mit schwerem SHT in zwei Schweizer Traumazentren der Stufe 1 aufgenommen wurden. Die Daten wurden aus den Datenbanken der Krankenhäuser ausgewählt. Der Zusammenhang zwischen dem PaCO2-Wert unmittelbar nach Krankenhausaufnahme aus der arteriellen Blutgasanalyse (aBGA) und der 28-Tage-Mortalität wurde mittels multivariabler logistischer Regressionsanalyse untersucht.
Ergebnisse:
Bei den 866 in Frage kommenden Patienten konnte ein Zusammenhang zwischen PaCO2 und der 28-Tage-Mortalität beobachtet werden, wobei die Mortalität bei Werten über 35 mmHg anstieg.
Schlussfolgerung der Autoren:
Ein PaCO2-Zielwert im unteren Normbereich bereits in der prähospitalen Behandlungsphase von Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma (TBI) scheint mit einer reduzierten 28-Tage-Mortalität assoziiert zu sein. Diese Ergebnisse untermauern die Notwendigkeit einer randomisierten, kontrollierten Studie zur aBGA-gesteuerten Beatmung bei TBI-Patienten in der prähospitalen Notfallmedizin.
Anmerkung:
Bereits vor über 20 Jahren haben Helm et al auf die Bedeutung der prähospitalen Kapnographie hingewiesen (Helm M, Hauke J, Lampl L. A prospective study of the quality of prehospital emergency ventilation in patients with severe head injury. Br J Anaesth 88: 345-9 (2002)) und in einem folgenden Leserbrief mit M.J. Richards und David Lockey die Bedeutung der prähospitalen BGA diskutiert (Helm, M. Quality of prehospital emergency ventilation – correspondence. British Journal of Anaesthesia 1–1 (2002) ).
Heute stehen kleine und robuste Geräte für die prähospitale BGA kurz vor der Markteinführung, so dass diese in naher Zukunft auch in der prähospitalen Notfallmedizin an Bedeutung gewinnen könnten.