Die prähospitale Notfallnarkose mit subsequenter Atemwegssicherung ist ein anspruchsvolles Verfahren. Innerklinisch erworbene Anästhesieerfahrung führt nicht zwangsläufig zu einem guten Ergebnis im prähospitalen Umfeld.
Eine Arbeitsgruppe aus Finnland hat nun untersucht, welchen Einfluss die Erfahrung im Notarztdienst auf die prähospitale Anästhesie und die damit verbundene Mortalität haben:
Saviluoto et al.
Association of mortality and physician experience in prehospital anaesthesia: a registry study on new physicians in Finnish helicopter emergency medical services
Methode:
registerbasierte Beobachtungsstudie; eingeschlossen wurden alle Patienten, die zwischen 01/2013 und 08/2019 von Hubschrauber-Notärzten eine prähospitale Anästhesie mit konsekutivem Atemwegsmanagement erhalten haben.
Die Patienten wurden anhand des kumulierten Fallvolumens des Durchführenden zum Zeitpunkt des Einsatzes gruppiert und verglichen. UNterschieden wurden dazu 1–10, 11–20, 21–40, 41–80 und > 80 Fälle. Der Zusammenhang zwischen kumulativer Erfahrung und 30-Tage-Mortalität wurde mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse untersucht. Sekundäre Ergebnisse umfassten den Erfolg der Intubation beim ersten Durchgang, Hypoxie und Hypotonie nach Einleitung die Verwendung von Muskelrelaxanzien, die Zeit am Einsatzort, den Einsatz mechanischer Beatmung, sowie die Rate an Normokapnie, Hypoxie und Hypotonie bei der Übergabe.
Ergebnisse:
1.638 Patienten (medianes Alter 59 Jahre, 64 % männlich) wurden von 32 Notärzten behandelt.
Der Intubationserfolg im ersten Versuch (First Pass Success; FPS) stieg mit zunehmender Erfahrung des durchführenden Notarztes. Die mediane Einsatzzeit sank signifikant mit zunehmender Erfahrung von 33 (Interquartilsabstand [IQR] 23–44) auf 28 (IQR 19–38) Minuten, p = 0,03.
Höhere Erfahrung war mit einem häufigeren Einsatz mechanischer Beatmung (p < 0,001) und der Verwendung von Muskelrelaxanzien (p = 0,03) verbunden.
Andere sekundäre Ergebnisse zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Die Mortalität sank von 38 % auf 26 % in der Gruppe mit der niedrigsten bis zur höchsten Erfahrung. In der multivariaten logistischen Regressionsanalyse zeigte sich derselbe Trend mit einer Odds Ratio der Gruppe mit der höchsten Erfahrung für die 30-Tage-Mortalität von 0,59 (95 % KI 0,38–0,94, Gruppe mit der niedrigsten Erfahrung als Referenz).
Schlussfolgerungen:
Daraus folgern die Autoren, dass selbst bei Anästhesisten mit profunden Kenntnissen in der operativen Anästhesie die Erfahrung/Routine in der prähospitalen Notfallnarkose und Atemwegssicherung einen positiven Effekt auf die Durchführung dieser kritischen Maßnahmen hat. Entsprechend sollte die Fluktuation von Notärzten mit Blick auf die Versorgungsqualität begrenzt werden.