Mechanische Thoraxkompressionsgeräte in der Luftrettung

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp aus Bern, Schweiz:

  • In den vergangenen Jahren haben drei große randomisierte Multizenterstudien (PARAMEDIC-, LINC- und CIRC-Studie) mit zusammen mehr als 11.000 Patienten, die prähospital bei Herz-Kreislauf-Stillstand reanimiert werden mussten, den Nutzen von mechanischen Thoraxkompressionsgeräten untersucht. Keine der Studien konnte dabei für die mechanische Thoraxkompression einen Vorteil im Vergleich zur manuellen Thoraxkompression zeigen.
  • Dementsprechend empfehlen die aktuell gültigen Leitlinien des European Resuscitation Councils (ERC), dass mechanische Thoraxkompressionsgeräte nicht routinemäßig verwendet werden sollen, um die manuelle Herzdruckmassage zu ersetzen.
  • Damit ergibt sich die Frage, ob es für den Einsatz von mechanischen Thoraxkompressionsgeräten überhaupt eine Indikation in der prähospitalen Notfallmedizin gibt, insbesondere unter Berücksichtigung der Notwendigkeit der Gewichtsreduktion des mitgeführten Materials in der Luftrettung?

Pietsch U, Lischke V, Knapp J: Mechanische Thoraxkompressionsgeräte in der Luftrettung. Notfall Rettungsmed 2017; 20: 306-402

Im vorliegenden Artikel konnten unter Berücksichtigung der aktuell vorliegenden Literatur drei Einsatzszenarien identifiziert werden, bei denen der Einsatz von mechanischen Thoraxkompressionsgeräten in der Luftrettung sinnvoll erscheint:

  • Reanimationen beim Einsatz im alpinen Gelände
  • Reanimationen bei akzidenteller Hypothermie und nach Lawinenunfällen
  • luftgestützter Transport von reanimationspflichtigen Patienten oder so kritisch instabilen Patienten, dass die Notwendigkeit einer kardiopulmonalen Reanimation jederzeit droht.

Wie rechtsseitig gezeigten Fallbeispiel: Ein Patient mit Akutem Koronarsyndrom, der während der Versorgung vor Ort viermal eine pulshafte ventrikuläre Tachykardie aufwies und zur Herzkatheterintervention mit einer erwarteten Flugzeit von 30 min in ein Zentrumsspital transportiert werden musste.

In den im deutschsprachigen Raum im Einsatz befindlichen Rettungshubschraubern (überwiegend Eurocopter H135, Eurocopter H145 und AgustaWestland DaVinci) ist der Platz limitiert und macht eine effektive kardiopulmonale Reanimation unmöglich. Auch die aktuellen ERC-Leitlinien weisen darauf hin, dass beim luftgestützten Transport von kritisch kranken und instabilen Patienten die Gefahr eines Herz-Kreislauf-Stillstands während des Transports besteht und es damit aufgrund der beengten räumlichen Gegebenheiten zu Problemen bei der Durchführung einer qualitativ hochwertigen CPR führen kann.


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