Fallbeispiel: Virusinfekt

In der Notaufnahme kommen wir immer wieder mit Patienten in Kontakt, die sich mit einer Viruserkrankung vorstellen. Aber zunächst wissen wir gar nicht, was es ist … Wir müssen eine Anamnese machen, klinisch untersuchen und dann kommt der Verdacht.

Fallbeispiel: Ein typischer Fall ist eine 21-jährige Patientin, die sich mit Unwohlsein, Fieberschüben, Halsschmerzen  und geschwollen Lympknoten vorstellte. Die klinische Untersuchung zeigt eine Hepato-Splenomegalie, nuchale Lympknotenschwellungen und einen Ikterus. Die Patientin fühlt sich sehr schlecht. Auslandsreisen bestanden nicht. Vor 15 Tagen hat die Patienten einen Mann geküsst.

Prinz C. Virale Infektionen,  Basiswissen Innere Medizin, DOI 10.1007/978-3-642-12377-1_19, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012, Seite 365-376

Die Diagnose ist Infektiöse Mononucleose (Pfeiffrisches Drüsenfieber, Kissing disease). Der Erreger  ist ein DNA-Virus der Herpesgruppe (HHV-4). Die Inkubationszeit beträgt 10 Tage.

Symptome;

  • Splenomegalie,
  • initial Lymphknotenschwellung,
  • Exanthem mit petechialen Veränderungen,
  • fieberhafte Angina mit Halsschmerzen,
  • ausgeprägte Müdigkeit,
  • hepatische Schwellungen mit Ikterus und Splenomegalie

Worauf sollte man aufpassen?

  • Sonographie der Milz. Warum? EBV-Infektionen können zu einer massiven Milzschwellung führen, die durch extreme Größenzunahme über 15 cm rupturgefährdet ist. Daher körperliche Schonung für 4-6 Wochen, gerade bei jungen Patienten, bis die Milz wieder eine normale Größe erreicht hat. Auf das Risiko einer Milzruptur aufklären! Cave: Kein Fuß- oder Handball oder Kontakt-Kampfsport mit frischer EBV-Infektion!
  • Was man kennen muss, ist eine paradoxe Hautreaktion auf Amoxicillin: Aufgrund der Halsschmerzen wird initial oft an einen bakteriellen Infekt mit Pharyngitis gedacht und Amoxicillin verordnet. Die EBV-Infizierten zeigen jedoch eine schwere Hautreaktion auf das Amoxicillin, die diagnostisch verdächtig ist. Typischerweise besteht keine bekannte Penicillin-Allergie. Amoxicillin muss bei Verdacht auf EBV unbedingt vermieden werden.

Diagnostik

  • typischer Antikörpernachweis mit EBV-IgM und positivem Paul-Bunnell-Test
  • begleitende Erhöhung der Transaminasen sowie Lymphknotenschwellung
  • Zeichen für einen Virusinfekt kann eine grenzgradig niedrige Thrombozytopenie sein.

Der Nachweis der typischen klinischen Symptome kombiniert mit dem Nachweis einer frischen serologischen Infektion durch Anstieg des IgM gegen EBV ist wegweisend.


Therapie

  • Symptomatisch, nur selten Aciclovir notwendig.

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