Ganzkörper-CT beim Polytrauma – REACT-2

Schockraum CT
Foto: S. Thierbach

Das Ganzkörper-CT beim potentiell schwerverletzten Patienten ist aktueller Standard in der Diagnostik des potentiell schwerverletzten Patienten („Donut of Life“). Nach der Meilensteinarbeit von Huber-Wagner et al. in Lancet im Jahr 2009:

Huber-Wagner S et al. Effect of whole-body CT during trauma resuscitation on survival: a retrospective, multicentre study. Lancet 2009; 373: 1455-1461

ist nun eine neue Studie zu diesem Themenkomplex von Joanne Sierink et al. ebenfalls in Lancet publiziert worden (ClinicalTrials.gov):

Sierink JC et al. Immediate total-body CT scanning versus conventional imaging and selective CT scanning in patients with severe trauma (REACT-2): a randomised controlled trial. Lancet 2016; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30932-1

Zwischen 2011 und 2014 wurden in diese randomisierten und kontrollierten Untersuchung 1082 Traumapatienten eingeschlossen. Die Patienten erhielten entweder ein unmittelbares Ganzkörper-CT (GKCT, n=702) oder eine standardisierte Abarbeitung mit konventioneller Bildgebung und ergänzender organselektiver CT-Diagnostik (Standardwork-up, n=542). Hinsichtlich innerklinischen Letalität fand sich zwischen beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied (GKCT: 16% vs. Standardwork-up: 16%, p=0,92). Auch die innerklinsche Letalität von polytraumatisierten Patienten unterschied sich nicht (GKCT: n=22% vs. Standardwork-up: 25%; p=0,46) bzw. von Patienten mit Schädel-Hirntrauma (GKCT: 38% vs. Standardwork-up: 44%; p=0,31). Die Autoren schlussfolgerten in ihrer Untersuchung, dass die Diagnostik mittels GKCT die innenklinische Letalität im Vergleich zu einem standardisierten Work-Up mit organselektiven CT nicht reduzieren würde. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Vorteil eines GKCT bei Traumapatienten zu evaluieren.


Begleitet wurde die Publikation von einem Editorial:

Wurmb TE, Bernhard M. Total-body CT for initial diagnosis of severe trauma. Lancet 2016; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30933-3

In diesem Editorial werden die Ergebnisse der REACT-2 Studie kritisch diskutiert und zahlreiche Limitationen dieser sehr am klinischen Alltag orientierten und den Einflüssen der Erschwernissen der realen Traumaversorgung unterworfenen Studie diskutiert. Definitiv ist es noch nicht der richtige Zeitpunkt die GKCT als mit fehlendem Vorteil behaftet anzusehen, vielmehr müssen richtige Indikationen für die GKCT beim potentiell schwerverletzten Patienten gefunden werden.


Weitere Blogbeiträge zu REACT-2 (Blogecho):

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