Lesenswerter Kommentar zur RePHILL Studie

Karl Ties und Kurt Ruetzler haben im Lancet die RePHILL-Studie kommentiert und fragen ebenfalls: „Wer profitiert von prähospitaler Bluttransfusion?“

Der gesammte Kommentar im Lancet ist open access verfügbar

Tatsächlich hat die Studie erhebliche Schwächen:

– Im Gegensatz zu anderen Studien ist das  primäre Outcome der Studie nicht Mortalität sondern ein ausgesprochen unglücklich gewähltes Composite Outcome bestehend aus Episode Mortality und Laktatclearance. Leider ist Laktatclearance als Outcomeparameter bei Trauma nicht validiert (und sonst auch nicht) und somit nicht zur Dichotomisierung und binären Interpretation  geeignet.

– Die Studie hätte wegen eines ausgesprochen sportlich gewählten effect size estimate eine Reduktion des Composite Outcome  von über 50% erreichen müssen (also auch der Mortalität, da beide composites gleich gerwichtet sein müssen) !!!!  Für einen geringeren Effekt hat die Power nicht gereicht.

– RePHILL hat eine  Senkung der Frühmortalität von 7% und eine Senkung der 30 Tage Mortalität von 4% gefunden. Interessanterweise ist der gefundene positive Effekt auf die Mortalität größer als bei CRASH2; die haben allerdings auch mehr als 20.000 Patienten eingeschlossen.

– Der gemittelte Transfusionsbedarf nach Krankenhausaufnahme (einschl. perioperativer Blutverluste) lag in beiden Gruppen bei nur 4.5 EK in den 24h. Bei Patienten, die sich im schwersten hämorrhagischen Schock sein sollten, würde man etwas mehr erwarten. Dies wirft die Frage auf, ob die Zielgruppe Einschlusskriterien gut gewählt waren. Das kann der Leser leider nicht beurteilen, da die Todesursachen der verstorbenen Patienten nicht angegeben werden.

– Aus der Subgruppenanalyse wird man auch nicht wirklich schlau, da die sich lediglich auf das Composite Outcome und nicht auf die Mortalität bezieht.

Die Mängellist ist noch nicht zu Ende…
Aufgrund des Designs erlaubt diese Studie es leider immer noch nicht, trotz des gigantischen Aufwands der getrieben wurde, die Kernfrage zu beantworten: Wer profitert von prähospitaler Bluttransfusion?

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