Risiko: „Energydrinks“

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz:

In den letzten Jahren mehren sich die Pressemeldungen über Herzkreislaufstillstände, die vermeintlich in Zusammenhang mit dem übermäßigen Konsum von Energydrinks gebracht werden bzw. wurden.

In einer systematischen Literaturrecherche wurde nun der Frage nachgegangen, welche notfallmedizinisch relevanten Krankheitsbilder auf den (teils übermäßigen) Konsum von Energydrinks zurückgeführt werden können (Knapp J et al. NORE 2017).

Aus mehr als 500 in den medizinischen Datenbanken verfügbaren Publikationen zum Thema „Energydrinks“ konnten schließlich 53 Fallberichte identifiziert werden, die für in der Notfallmedizin Tätige wichtige Symptome und Krankheitsbilder bei Patienten, die Energydrinks zu sich genommen hatten, beschreiben.

Interessanterweise werden in der Literatur inzwischen neben dem Herzkreislaufstillstand auch schwere Krankheitsbilder wie Aortendissektionen, Schlaganfälle, Myokardinfarkte, schwere Herzrhythmus-Störungen, Leber- und Nierenversagen beschrieben. In dem Artikel werden darüber hinaus die pathophysiologischen Zusammenhänge geschildert und Empfehlungen für die notfallmedizinische Diagnostik und Therapie von Patienten mit Energydrink-assoziierten Symptomen bzw. Krankheitsbildern abgeleitet.

Unspezifische Symptome einer Intoxikationmit Energydrinks:

Gastrointestinaltrakt:

  • Erbrechen
  • Übelkeit

Nervensystem:

  • Zittern
  • Agitation
  • Panikattacken
  • Angst
  • Schlaflosigkeit

Kardiovaskuläres System:

  • Hypertonie
  • Hypotonie
  • Tachykardie
  • Supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien

Stoffwechsel:

  • Hypokaliämie
  • Metabolische Azidose
  • Hyperglykämie
  • Hyperthermie
  • Dehydratation
  • Rhabdomyolyse (durch Hypermetabolismus, Agitation, Hypokaliämie, ggf. Krampfanfälle)

Da der Konsum von Energydrinks in den vergangenen Jahren in Deutschland enorm angestiegen ist:

  • 70% der Jugendlichen trinken inzwischen Energydrinks in Deutschland
  • Umsatz pro Jahr 1 Milliarde Euro,

… ist in den kommenden Jahren mit einer weiteren Zunahme der Patientenzahl in der prähospitalen und innerklinischen Notfallmedizin zu rechnen, die sich mit Symptomen oder Erkrankungen präsentieren, die auf dem Konsum von Energydrinks beruhen.

Bei Patienten mit folgenden Leitsymptomen/Erkrankungen, die sich nicht durch die jeweiligen typischen Ursachen erklären lassen, sollte differenzialdiagnostisch an den Konsum von Energydrinks als möglicherweise begünstigender Faktor gedacht werden und durch eine entsprechende Anamnese bzw. Labordiagnostik abgeklärt werden:

  • Myokardiale Ischämie
  • Aortendissektion
  • Herzrhythmusstörungen
  • Palpitationen
  • Herz-Kreislaufstillstand
  • Tako-Tsubo-Kardiomyopathie
  • generalisierter Krampfanfall
  • Psychosen/Panikattacken,
  • atypischer Hirninfarkt/atypische Hirnblutung
  • Hepatitis
  • Nierenversagen

Auch unspezifische Symptome wie eine Hypokaliämie, Panikattacken, Brustschmerzen und Atemnot können mit Konsum von Energydrinks assoziiert sein. Bei V.a. das Vorliegen eines (Über-)Konsums an Energydrinks sollte eine entsprechende Diagnostik veranlasst werden. Insbesondere bei Patienten mit Risikokonstellationen sollte aus Sicht der Autoren eine Beratung mit konkreten Empfehlungen/Warnungen bezüglich des Konsums von Energydrinks erfolgen. Bei bereits aufgetretenen Symptomen nach Konsum eines Energydrinks ist nachfolgend eine vollständige Karenz zu empfehlen.


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