In seinem Beitrag über die neuen norwegischen Empfehlungen zur Wirbelsäulenimmobilisation hat Jürgen Knapp dazu aufgefordert die NEXUS-Kriterien kritisch zu hinterfragen, da die Validierung der NEXUS-Kritierien möglicherweise an einem Patientenkollektiv ohne ausreichende Wirbelsäulenverletzungen erfolgte.
Während die Canadian C-Spine Rule (CCSR) zum Ausschluss von Frakturen der HWS bei Patienten über 65 Jahren grundsätzlich eine Röntgendiagnostik fordert, verzichten die NEXUS-Empfehlungen bei fehlender Druckempfindlichkeit (bei Palpation), fehlendem fokalen neurologischen Defizit, normaler Bewusstseinslage (also GCS=15), fehlender relevanter Intoxikation (mit Alkohol oder Drogen) und dem Fehlen von „ablenkenden“ Verletzungen auf eine solche.
Eine Arbeitsgruppe aus Melbourne, Australien hat nun anhand von Registerdaten, die Validität der NEXUS-Kriterien überprüft:
Paykin G, O’Reilly G, Ackland HM, Mitra B. The NEXUS criteria are insufficient to exclude cervical spine fractures in older blunt trauma patients. Injury 2017; 48: 1020–4
Dazu wurden für 468 Senioren (≥ 65 Jahre) mit nachgewiesener zervikaler WS-Verletzung die dokumentierten NEXUS-Kriterien überprüft: bei 66 Pat. fand sich keine Dokumentation; 381 waren als NEXUS-positiv beschrieben, aber 21 Patienten mit HWS-Verletzung hätten nach NEXUS-Kriterien keine radiologische Kontrolle bekommen sollen.
Deshalb empfehlen die Autoren bei älteren Patienten und möglicher Beteiligung der HWS die Indikation zur Bildgebung großzügig zu stellen.
Abb.: mit freundlichen Genehmigung von Dr. Peter Voigt, Abteilung Neuroradiologie, Universitätsklinikum Leipzig.
Nice point!