Notfallmedizin 2.0

Im Jahr 2003 wurde von Professor Gries et al. in „Der Anaesthesist“ eine Beitrag zur „Zukunft der präklinischen Notfallmedizin in Deutschland“ veröffentlicht (LINK). Der sich damals fast ausschließlich auf die prähospitalen Notfallrettung bezogene Artikel, muss heute bei einer sich stetig  weiterentwickelten, und auch im innerklinischen Bereich sind zunehmend in den Fokus rückenden Notfallmedizin (z.B. Zentrale Notaufnahmen, Medical Emergency Teams) erweitert werden. In einer aktuellen Fassung beschäftigen sich die Autoren daher nun mit einer Aktualisierung des Themas:

Gries A, et al.  Zukunft der Notfallmedizin in Deutschland 2.0. Anaesthesist 2017; 66: 307-317


In den letzten Jahren standen die Vernetzung von prähospitaler Versorgung mit der reibungslosen Aufnahme und Weiterversorgung in der Klinik und das Ziel, den gesamten notfallmedizinischen Versorgungsprozess über alle Glieder der Rettungskette vom Notfall bis zur kausalen Therapie/Intervention weiter zu optimieren, im besonderen Fokus der Bemühungen. Im aktuellen Beitrag versuchen die Autoren daher nach  15 Jahren nun eine kritische Prüfung der 2003 postulierten Entwicklung und eine Neubewertung zu folgenden Punkten durchzuführen:

  • Notfallmedizin allgemein
  • Rettungs- und Notarztdienst
  • Disposition und Leitstelle
  • Telemedizin

Welche Dinge konnten weiterentwickelt und fest etabliert werden, was ist weiterhin offen, und welche Fragen zu prä- und innerklinischen Notfallversorgung der Bevölkerung wird uns in den folgenden 15 Jahren beschäftigen? Mit einem kritischen Blick zurück versucht der aktuelle Beitrag, die wesentlichen und neuen Themen und offenen Fragen aufzugreifen und einen erneuten Ausblick zur „Zukunft der Notfallmedizin“ zu geben.

  • Regelungen auf Landes- oder noch kleineren Ebenen stehen flächenübergreifenden bundesweiten Konzepten gegenüber.
  • In Bezug auf Organisation, Ausstattung und Personal ist die prähospielen Notfallmedizin heute in Deutschland insgesamt gut aufgestellt, allerdings scheint es gerade innerhalb der Kliniken und hier insbesondere für die relativ neu etablierten Zentralen Notaufnahmen noch erheblichen Optimierungsbedarf zu geben.
  • Die Notfallmedizin hat sich weiterentwickelt und wird gegenüber 2003 heute als Prozesskette der gesamten notfallmedizischen Behandlung vom Notfallort bis zur kausalen Versorgung in der Klinik verstanden.
  • Einige bereits vor Jahren als zu optimierende erkannte Struktur- und Organisationsmerkmale sind weiter zu regeln. Hier stehen Regelungen auf Landes- oder noch kleineren Ebenen flächenübergreifenden bundesweiten Konzepten gegenüber. Dabei scheint die prähospitale Notfallmedizin gerade in Bezug auf eine ökonomische Disposition der verfügbaren Systeme noch verbesserungsfähig.
  • Abzuwarten bleibt, ob durch das Notfallsanitätergesetz und die Telemedizin eine weitere Verbesserung der präklinischen Versorgung erreicht wird.
  • Die Etablierung zentraler Notfallaufnahmen seit 2003 wird mittlerweile allgemein akzeptiert; Fragen zur besten Organisationsform, Struktur und zum Personal sind aber noch nicht ausreichend gelöst. Hier bleibt insbesondere die weitere Etablierung der Zusatzweiterbildung „klinische Akut- und Notfallmedizin“ mit Spannung abzuwarten.
  • Relevant und dringend einer Klärung zuzuführen ist die (Fehl-)Nutzung der Systeme der Notfallmedizin in Präklinik und Klinik durch Patienten, die auch alternative (niedergelassene) Strukturen aufsuchen bzw. diesen zugeführt werden könnten.
  • Die niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit zu den durch die 24/7/365-Vorhaltung teuren und teilweise nichtprofitablen Systemen ist ein gesellschaftliches Problem und bedarf einer politischen Klärung. Hier müssen für sinnvolle Konzepte zukünftig historisch gewachsene Sektoren aufgehoben bzw. viel besser vernetzt werden.
  • Das beinhaltet auch bessere Versorgungskonzepte für ältere und chronisch kranke Patienten und ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre.
  • Die Notfallmedizin hat sich in vielen Bereichen weiterentwickelt und wird sich weiter professionalisieren: Es bleibt noch eine Menge zu tun.

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