In einem aktuellen Update haben Jerry Nolan und Kollegen eine umfassende Aufarbeitung relevanter Themen zur kardiopulmonalen Reanimation verfasst:
Nolan JP et al. Intensive care medicine research agenda on cardiac arrest. Intensive Care Med 2017; DOI 10.1007/s00134-017-4739-7
Hier ein paar der angeführten Punkte:
- Forschungsinhalte der letzten 15 Jahre waren:
- Fokussierung auf die Optimierung des neurologischen Behandlungsergebnis
- Fokussierung auf Notfallkoronarangiographie mit Intervention – laufende Studien:
- Fokussierung auf das Temperaturmanagement (Target Temperature Management, TTM) -aktuell laufende Studien:
- Fokussierung auf eine vorsichtige Prognose beim Patienten mit überlebten Herzkreislaufstillstand
Wichtige Punkte in der Forschung zum Herzkreisstillstand und Umsetzung im prähospitalen Umfeld waren:
- Früherkennung des prähospitalen Herzkreisluafstillstandes
- Unterweisung von Laien und von Leitstellenmitarbeitern (Telefonreanimation)
- Fokussierung auf die zwei wesentlichen Fragen bei Annahme des Notrufs in der Leitstelle:
- „Ist der Patient bei Bewusstsein?“
- „Atmet der Patient normal ?“
- Der Beginn einer Laienreanimation und assoziierte Verletzung werden als wenig relevant angesehen (bei einem Patienten mit Kreislauf) im Vergleich zur Bedeutung der Laienreanimation bei einem Herzkreislaufstillstand
- Kurze Aktiverungsphase des Rettungsdienstes
- Kurzes Anfahrtsintervall des Rettungsdienstes
- Fokussierung auf kurze Unterbrechungen vor Defirbillationeen (pre-shock pauses) und tiefe Thoraxkompressionen
- Fokussierung auf AED-Programme für die Öfftlichkeit und „Mobile Retter“-Systeme (z.B. SMS an registrierte Ersthelfer)
Wichtige Punkte in der Forschung zum innenklinischen Herzkreisstillstand und Umsetzung im innerklinischen Umfeld waren:
- Rapid Response Teams / Medical Emergency Teams zur Verhinderung von
- ungeplanten ICU-Aufnahmen
- innerklinischen Herzkreislaufstillständen
- innerklinischen Todesfällen
- Fokussierung auf Ausbildung, Training und konzeptionelle Strukturierung
Wichtige Punkte in der Forschung zum Herzkreisstillstand aus technischer Sicht:
- Messung der Qualität der Reanimationsbemühungen
- minimale pre-shock Pausen
- maximale Thoraxkompressionen-Fraktion (CCF) und Thoraxkompressionstiefe
- Vorteile durch invasive Messungen (arterielle Druckkurve), jedoch vorwiegend nur innerklinisch verfügbar, Ziel ist ein diastolischer Blutdruck > 25 mmHg (bei Erwachsenen)
- Vorteil durch etCO2 (Kapnographie) mit dem Ziel eines etCO2 >20 mmHg
- aktuell laufende Studie: TAME study: RCT mit vergleich einer milden Hyperkapnie (PaCO2 50–55 mmHg) vs. Normokapnie (PaCO2 35–45 mmHg)
Wichtige Punkte in der Forschung zur Postresuscitation Care:
- klar strukturiertes Vorgehen mit Koronarangiographie/-intervention, TTM und Prognostizierung
- zur TTM fand sich zuletzt Unterschiede in der Zieltemperatur von 33° und 36°C
Unklare Forschungsergebnisse:
- Automatische externe Reanimationshilfen zur Thoraxkompression (ACCD)
- kein Vorteil von ACCD im Vergleich zur manuellen Thoraxkompression in RCT mit 12.000 Patienten für den prähospitalen Herzkreislaufstillstand (LINC, PARAMEDIC, CIRC)
- Vorteil von ACCD im Vergleich zu manuellen Thoraxkompression in 3 RTC und 6 Observationsstudien bei 689 Patienten für Kurzzeit- und Langzeitüberleben
- Adrenalin bei der kardiopulmonalen Reanimation
- Vieldiskutierter Therapieansatz, aktuell kein sicherer Nachweis eines besseren Langzeitoutcomes
- aktuelle laufende Studie: PARAMEDIC-2 study (ISRCTN73485024)
- Antiarrhythmische Therapie
- bei beobachteten Herzkreislaufstillstand helfen antiarrhythmische Medikamente besser als bei nicht-beobachteten Herzkreislaufstillstand, Ursache unklar
- E-CPR (ECMO zur Reanimation)
- positive Ergebnisse in Subgruppen an Patienten
- aktuell noch widersprüchliche Ergebnisse in den verfügbaren Studien
- es laufen noch aktuelle Untersuchungen
- Atemwegsmanagement
- die beste Form der Atemwegssicherung während der kardiopulmonalen Reanimation ist unklar, aktuell laufen zahlreiche Studien
- PART trial (NCT02419573): Endotracheal Intubation vs. Larynxtubus
- AIRWAYS-2 study (ISRCTN08256118): I-gel vs. endotracheal Intubation
- CAAM study (NCT02327026): Intubation vor ROSC vs. Maskenbeatmung bis ROSC und dann erst Intubation
- Sauerstoffkonzentration
- aktuell laufende Studie: EXACT phase 3 trial: RCT mit Vergleich 90-94% vs. 98-100% so rasch wie möglich nach ROSC
Leipzig, 20-22.10.2017, Programm, weitere Informationen und Anmeldung unter: LINK
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