Thoraxkompressionsgeräte im RTH?

Ein Beitrag von Urs Pietsch, Kantonsspital St. Gallen/Schweiz:

Mechanische Thoraxkompressionsgeräte werden von den Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation in speziellen Situationen empfohlen. Eine Indikation stellt aktuell die Reanimation unter Transport, beispielsweise in einem Rettungswagen oder Rettungshubschrauber dar.

Eine aktuell im Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine publizierte Arbeit analysierte eben solche Patienten, bei welchen ein Autopulse® während des RTH-Transports in der Schweizerischen Luftrettung (Rega) zur Anwendung kam.

Pietsch U, et al. Mechanical chest compression devices in the helicopter emergency medical service in Switzerland. Scand J Trauma Resusc Emerg Med 2020;28:71. https://doi.org/10.1186/s13049-020-00758-1)

Die Studie in Kürze: Es wurden 478 (81%) Patienten bei einem Primäreinsätze und 112 (19%) bei einem Sekundär/Verlegungstransporte über einen Zeitraum von zwei Jahren analysiert, bei welchen das mechanische Thoraxkompressionsgerät (Autopulse®) zum Einsatz kam. 49 dieser Patienten wurden unter laufender Reanimation mit dem Autopulse® transportiert. Interessant ist, dass bei dem Anteil der primär vor Ort erfolgreich reanimierten Patienten mit ROSC, während des Fluges bei einem relevanten Anteil (7,4%) der Patienten zu einem erneuten Herz-Kreislauf-Stillstand kam, welcher eine erneute Anwendung des Autopulses (bis dahin im Standby angelegt) während des Fluges notwendig machte. Auch bei den Sekundärtransporten von Patienten nach erfolgreicher Reanimation trat bei 5 Patienten (4,6%) während des Fluges wiederum ein Kreislauf-Stillstand auf, so dass erneut mechanisch reanimiert werden musste.

Bezüglich des Outcomes zeigte sich, dass ein initial schockbarer Rhythmus der einzige Faktor war, der bei den Patienten, die unter laufender Reanimation in die Klinik transportiert wurden, mit einem besseren Überleben assoziiert war (odds ratio 0,176, 95%-Konfidenzintervall 0,084-0,372, p<0,001).

Von den Patienten, welche aufgrund eines Traumas reanimiert und transportiert wurden (n=69), hat nur ein Patient überlebt.

Take Home Message

Es ist sinnvoll, Patienten nach erfolgreicher Reanimation, egal ob im Primär- oder Sekundäreinsatz, mit installiertem Thoraxkompressionsgerät zu transportieren, da es bei einer relevanten Anzahl der Patienten während des Transports erneut zum Herz-Kreislauf-Stillstand kommt

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen aber auch, dass es einer ganz klaren Indikation (z.B. reversible Ursachen) und einer guten Strategie bedarf, um einen sinnhaften Transport unter mechanischer Reanimation zu rechtfertigen. Fast track-Konzepte – wie von Adler et al. dargestellt – könnten hier sinnvoll sein.

Adler C et al. One year experience with fast track algorithm in patients with refractory out-of-hospital cardiac arrest. Resuscitation 2019; 144:157-65 https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2019.07.035

2 thoughts on “Thoraxkompressionsgeräte im RTH?

  1. Autopulse im RTH? Dann wird es wirklich eng! In den deutschen Standard-RTH’s herrscht jetzt schon Raummangel. Noch ein Gerät verlasten…was wie oft eingesetzt wird?
    Im ITH macht es durchaus Sinn!

    1. Tatsächlich ist sowohl Platz und Gewicht bei den im Luftrettungsdienst eingesetzten Hubschraubern ein häufiges Problem. Allerdings haben die Kollegen aus der Schweiz schon in einem früheren Artikel ausführlich erläutert, warum gerade in der alpinen Luftrettung AECDs sinnvoll sind. Darüberhinaus gibt es Empfehlungen der Notarzt-Arbeitsgemeinschaften oder sogar einzelner Bundesländer alle Notarzt-besetzten Rettungsmittel mit einem AECD auszustatten.
      Siehe dazu:
      http://news-papers.eu/?p=7139

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