In einer sehr inspirierenden Übersichtsarbeit wurde gerade den Faktoren nachgegangen, die mit einem langen Aufenthalt in der Notaufnahme einhergehen:
Kreindler SA, et al. Patient characteristics associated with longer emergency department stay: a rapid review. Emerg Med J 2016; 33: 194-199
Die kanadischen Kollegen identifizierten zahlreiche Untersuchungen, die sich mit dem Thema der Aufenthaltsdauer (ED LOS: Emergency Departement length of stay) beschäftigten.
Hier nun die Top 6 Gründe, die mit einem langen ED LOS assoziiert sind:
- Warten auf ein Stationsbett: ambulante Patienten können „einfach“ entlassen werden, bei aufnahmepflichtigen Patienten besteht häufig eine Wartezeit bis ein stationäres Bett rekrutiert werden kann (Bettenmanagement)
- Ankunft einer Vielzahl an Rettungswagen: crowding (= Missverhältnis zwischen hohem Patientenaufkommen und knapper Ressource, um dieses zu bewältigen)
- moderate bis hohe Krankheitsschwere: wobei Patienten mit niedriger Krankheitsschwere ebenso wie Patienten mit der höchsten Krankheitsschwere scheinbar kürzere ED LOS aufweisen.
- geriatrische Patienten (Alter >65 Jahre): insbesondere ältere Patienten durchlaufen eine umfangreiche Diagnostik zur Abklärung, um wieder ambulant entlassen werden zu können.
- Leitsymptome: insbesondere psychiatrische Erkrankungen und Substanzmissbrauch gehen mit langem ED LOS einher
- Umfang der Diagnostik/Therapie: Patienten mit viel Diagnostik bzw. Laborwerten verbleiben länger in der ZNA
In diesen Gründen und Themen stecken noch sehr viel Arbeit für deutsche Zentralen Notaufnahme drin. Nur durch eine möglichst gute Identifikation von relevanten „Risikoparametern“ werden wir zukünftig dem heute schon bekannten Patientenansturm auf Zentrale Notaufnahmen gerecht werden und geeignete Strategien zur Bewältigung dieses gesellschaftspolitischen Themas entwickeln können.