In der Online-First Ausgabe von Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin stellen Simon Weißler und Kollegen ein Konzept vor, das die Reanimation stärker auf die Bedürfnisse einzelner Patient:innen abstimmt. Anstelle eines einheitlichen „One-Size-Fits-All“-Schemas rücken patientenspezifische Parameter und moderne Diagnostik in den Vordergrund.
Weißler S, Kill C, Fischer M, et al. „Zukunftsorientierte Weiterentwicklung einer ‚individualisierten‘ kardiopulmonalen Reanimation“. Med Klin Intensivmed Notfmed (2025). DOI: 10.1007/s00063-025-01305-5
Ein zentrales Element ist die Optimierung der Thoraxkompressionen. Hochwertige Kompressionen gelten weiterhin als Schlüssel zum Überleben. Der diastolische Blutdruck (DBP) wird dabei als besonders aussagekräftiger Zielwert hervorgehoben, da er die Koronarperfusion besser widerspiegelt als das endtidale CO₂. Ein diastolischer Blutdruck von über 25 mmHg korrelieren mit höheren Überlebensraten und besseren neurologischen Ergebnissen. Maßnahmen wie Druckpunktoptimierung mittels transösophagealer Echokardiografie, ausreichende Entlastungsphasen, eine kontinuierliche Adrenalininfusion und Volumengabe können helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Die transösophageale Echokardiografie rückt stärker in den Fokus. Im Gegensatz zur transthorakalen Echokardiografie ist sie unter laufender Reanimation durchführbar und erlaubt die Detektion reversibler Ursachen des Herzkreislaufstillstandes. Zusätzlich ermöglicht die Anwendung der transösophageale Echokardiografie auch die direkte Sichtkontrolle der Thoraxkompressionen. So lässt sich der optimale Druckpunkt identifizieren, um das Schlagvolumen zu maximieren und den Kreislauf besser zu unterstützen.
Beim Pulscheck wird die manuelle Kontrolle kritisch hinterfragt. Sie ist oft unzuverlässig und verzögert Wiederbelebungsmaßnahmen. Der Einsatz von Ultraschall erweist sich hier als schneller und genauer.
Als Ultima Ratio bei erfolgloser konventioneller Reanimation kommt die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) in Betracht. Sie kann bei ausgewählten Patient:innen, vor allem mit therapierefraktärem Kammerflimmern, Vorteile bringen. Voraussetzung sind jedoch sehr kurze Zeit bis zur Kanülierung (unter 30 Minuten) und ein erfahrenes Behandlungsteam.
Das Fazit: Die Reanimationsmedizin entwickelt sich weg von starren Standards hin zu individuell zugeschnittenen Maßnahmen. Entscheidend wird sein, diese Techniken in Leitlinien, Ausbildung und klinische Praxis zu integrieren, um Überlebensraten und neurologische Behandlungsergebnisse weiter zu verbessern.