TRAUMOX2 – frühzeitig restriktive versus liberale Sauerstofftherapie bei Traumapatienten

Ein Gastbeitrag von Stefanie Maier, Ulm             Die frühzeitige Gabe von Sauerstoff bei Traumapatienten wird in verschieden Leitlinien empfohlen. Dabei werden oft keine spezifischen Empfehlungen zu z.B. Dauer oder Konzentrationen gemacht, sodass bei Traumapatienten zu Beginn der Krankenhausaufnahme häufig eine Hyperoxämie beobachtet wird. Diese wird bei kritisch kranken Patienten mit einer erhöhten Mortalität und schweren respiratorischen Komplikationen assoziiert. Da eine optimale Oxygenierungsstrategie für Traumapatienten bislang noch unklar ist, führten Arleth et al die TRAUMAOX2-Studie durch.

Arleth T, Baekgaard J, Siersma V, et al.

Early Restrictive vs Liberal Oxygen for Trauma Patients: The TRAUMOX2 Randomized Clinical Trial.

JAMA. Published online December 10, 2024. open access

TRAUMOX2 ist eine randomisierte, multizentrische Studie, die untersuchte, ob eine restriktive Sauerstofftherapie im Vergleich zu einer liberalen Strategie, die frühzeitig nach einem Trauma für 8 Stunden eingeleitet wird, die Inzidenz von Tod und/oder schwerwiegenden respiratorischen Komplikationen (Pneumonie, ARDS) innerhalb von 30 Tagen reduzieren würde.

In die Studie eingeschlossen wurden 1979 Patienten ab 18 J ahrenaus 15 Rettungsdiensten und 5 großen Traumazentren in Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz , die ein stumpfes oder penetrierenden Trauma erlitten haben. 73% der Patienten waren männlich mit einem mittleren Alter von 50 Jahren (31-65 Jahre). Der mittlere Injury Severity Score (ISS) betrug 12 (9-22). 1508 Patienten schlossen die Studie ab (750 der restriktiven Sauerstoffgruppe, 758 der liberalen Sauerstoffgruppe). Die Patienten der restriktiven Sauerstoffgruppe erhielten eine möglichst niedrige Sauerstoffdosis (³ 21%), die eine pulsoxymetrisch gemessene arterielle Oxyhämoglobinsättigung (SpO2) von 94% sicherstellte. Dies erfolgte ohne zusätzliche Gabe von Sauerstoff, mit einer Nasenbrille, einer Maske ohne Rückatmung oder mittels Beatmung beim intubierten Patienten.

Die Patienten der liberalen Sauerstoffgruppe erhielten 15 l O2/min über eine Maske für nicht-intubierte Patienten. Intubierte Patienten wurden mit einem FiO2 von 1,0 beatmet. Während einer möglichen operativen Versorgung und einer anschließenden intensivmedizinischen Behandlung konnte die Sauerstofftherapie auf 12 l/min bzw. die FiO2 auf bis zu 0,6 reduziert werden, sofern ein SpO2 von 98% sichergestellt wurde.

Ergebnisse:

  • Die Patienten der restriktiven Sauerstoffgruppe erhielten während der operativen Versorgung nicht-intubiert im Median 0-1 l O2/min. Intubierte Patienten wurden mit einer FiO2 im Median von 0,28 beatmet. In der liberalen Sauerstoffgruppe erhielten nicht-intubierte Patienten im Median 12 l O2/min. Die FiO2 der intubierten Patienten war im Median 0,6.
  • Der arterielle Sauerstoffpartialdruck (PaO2) unterschied sich deutlich in den beiden Gruppen: 1h ± 30 min nach Randomisierung 85 mmHg (71 – 109 mmHg) vs. 280 mmHg (145 – 390 mmHg); 6h ± 2h 86 mmHg (74 – 101 mmHg) vs. 230 mmHg (128 – 304 mmHg)
  • Tod und/oder schwerwiegende respiratorische Komplikationen traten in der restriktiven Gruppe bei 118 von 733 Patienten (16,1%) auf; in der Gruppe der liberalen Sauerstofftherapie bei 121 von 724 Patienten (16,7%) (p=0,94; Odds Ratio 1,01 (95% CI 0,75 – 1,37); Risikodifferenz 0,56 (95% CI -2,70 – 3,82)).
  • (Schwerwiegende) unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen vergleichbar häufig auf, mit Ausnahme der Atelektasen. Diese traten in der Gruppe mit restriktivem Sauerstoff weniger häufig auf (27,6% vs. 34,7%).

Schlussfolgerung der Autoren:

Bei Traumapatienten führte eine frühzeitige, restriktive Sauerstoffstrategie im Vergleich zu einer liberalen Sauerstoffstrategie, die in der prähospitalen Versorgung oder bei Aufnahme im Krankenhaus für eine Dauer von 8 Stunden eingeleitet wurde, nicht zu einer statistisch signifikanten Verringerung der Mortalität und/oder schwerwiegenden respiratorischen Komplikationen innerhalb von 30 Tagen.

 

 

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