Venöse Gefäßzugänge – „Das kleine 1×1“

Es gibt zu Gefäßzugänge immer wieder sehr interessante Informationen. Beispielsweise wurde unlängst auch von Manuel F. Struck ein sehr guter Artikel zum Thema „Invasive Instrumentierung bei Schockraumpatienten“ publiziert:

Struck MF, Hilbert-Carius P, Hossfeld B, Brokmann JC, Hinkelbein J, Gräsner JT et al: Gefäßzugänge bei der Erstversorgung von erwachsenen Notfallpatienten im Schockraum.
Anästh Intensivmed 2022;63:362–371. DOI: 10.19224/ai2022.362 (PDF)

Ergänzend zu diesem Beitrag noch ein paar Informationen:

Wer hat den ersten Zentralen Venenkatheter etabliert?

  • 1929 durch den deutschen Assistenzarzt der Chirurgie Dr. Werner Forßmann durch Einführung eines Blasenkatheters in die V. basilica bis in den rechten Vorhof in einem Selbstexperiment (dafür erhielt er viel Ärger aber auch 1959 den Medizin-Nobelpreis)

Woraus sind Venenkatheter hergestellt?

  • Polyurethan (Zug- und Abknickfestigkeit)
  • Silikon (Geschmeidigkeit)

Wie wird die Kathetergröße eines Venenkatheters beschrieben?

  • Außendurchmesser
  • Einheit:
    • Gauge (z.B. 24 G = 0,7 mm, 14G = 1,9 mm), v.a. bei peripheren Venenverweilkanülen
    • French (= Frencheinheit x 0,33 mm = 5 French = 1,65 mm) bei Zentralen Venenkathetern
  • Katheterfluss
    • Hagen-Poiseuille-Gesetz beschreibt den Durchfluss einer laminieren Strömung durch ein ein starres Rohr und kann für Gefäßkatheter herangezogen werden.
    • Durchfluss ist damit direkt proportional zur vierten Potenz des Innendurchmessers, d.h. Änderungen des Kathetersdurchmessers haben erheblichen Einfluss auf die Durchflussrat
    • Auch die Katheterlänger hat Einfluss und zwar einen negativen, d.h. bei einer massiven Volumensubstitution sollte der verfügbare großkalibrige kürzeste Katheter gewählt werden

Welche Venenkatheter gibt es?

  • periphervenöser Katheter (sog. periphere Venenverweilkanüle, Anlage über eine einliegenden hohllumige Stahlinnenkanüle, z.B. 16-20G, z.B. mit einer Druchflussrate bei 16 G mit 220 ml/min oder 13 l/h)
  • zentralvenöser Katheter (sog. ZVK)
    • Anlage mittels Seldingertechnikteilweise mittels Führungsdraht und Dilatator
    • häufig mehrlumige Katheter, zumeist 3-lumig, auf ICU auch 5-lumig (zur Applikation mehrere Medikamente mittels Sprizenpumpe)
    • mehrlumige Katheter sind nicht mit einer höheren Infektionsrate assoziiert,
    • aber je höher der Innendurchmesser, desto höher auch das katheterinduzierte Thromboserisiko
    • 16 cm lange ZVKs sind zur rechtsseitigen Anlage, 20 bzw. 30 cm lange Katheter für die linksseitige Anlage, dabei sind 20 cm lange ZVK vorwiegend ausreichend)
  • peripher eingeführter zentralvenöser Katheter (sog. PICC-Lines)
    • Vorschub bis in die V. subclavia
    • Einsatz wenn die Etablierung eines ZVK als zu Risikobehaftet angesehen werden (z.B. Thrombozytopenie) und dem Vorliegen von anatomische Schwierigkeiten (z.B. Bestrahlung im Halsbereich, Adipositas per magna)
    • Aufgrund der Länge (50-70 cm) und der geringen Kaliber ist nur mit einer geringen Durchflussrate zu rechnen (nicht geeignet für aggressive Volumentherapie)
  • Spezialkatheter:
    • Hämodialysekatheter (Doppel angelegt 12 French, hohe Druchflussraten von 200-300 ml/min)
    • Einführungsschleusen (großkalibrig mit 8-9 French, z.B. für Pulmonaliskatheter)

Kann die Sonographie bei der Venenpunktion eingesetzt werden?

  • Sonographiegestützte Punktion ist heute die Methode der Wahl, trägt wesentlich zum Erfolg der Punktion und der Reduktion von Komplikationen bei.

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