Asthma und COPD – Ein Update

Ein wirklich spannendes Update zu Asthma und COPD haben Hanisch et al. in Anästhesiologie und Intensivmedzin publiziert:

Harnisch L­O, et al. Präklinische Versorgung von Patienten mit Asthma und COPD. Anästh Intensivmed 2022;63:523–534. DOI: 10.19224/ai2022.523 (PDF)

Hier eine Kurzzusammenfassung: 

  • Dyspnoe wird definiert als eine subjektive Erfahrung von Atembeschwerden, die aus qualitativ unterschiedlichen Empfindungen besteht und die in ihrer Intensität unterschiedlich stark ausgeprägt ist
  • Selbst wenn eine Krankenhauseinweisung zur Akutversorgung nach der präklinischen Therapie nicht mehr zwingend erscheint, so sollte dennoch die Ursache für die akute Dekompensation identifiziert und soweit möglich behandelt und ggf. auch die Dauermedikation entsprechend angepasst werden.

Asthma:

  • Asthma ist eine heterogene Krankheit, die in der Regel durch eine chronische Entzündung der Atem- wege gekennzeichnet ist. Sie ist definiert durch das Auftreten von Atemwegssymptomen wie Keuchen, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und Husten, die im Laufe der Zeit und in ihrer Intensität variieren, verbunden mit einer variablen Einschränkung des exspiratorischen Luftstroms
  • Exazerbationen treten in der Regel als Reaktion auf bekannte Trigger (Allergenexposition, Luftverschmut- zung, jahreszeitliche Veränderungen, virale Infektionen der Atemwege u. v. m.) und/oder bei mangelnder Einhaltung der medikamentösen Dauerbehandlung auf.

COPD:

  • Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine häufige, vermeidbare und behandelbare Krankheit, die gekennzeichnet ist durch anhaltende Atemwegssymptome und eine Einschränkung des Luft- stroms, welche auf Anomalien der Atemwege und/oder der Alveolen zurückzuführen sind, die in der Re- gel durch eine erhebliche Exposition gegenüber schädlichen Partikeln oder Gasen verursacht und durch Wirtsfaktoren, einschließlich einer anormalen Lungenentwicklung, beeinflusst werden
  • Klinisch kann es schwierig sein, die COPD von einem Asthmaanfall zu differenzieren, da beide ähnliche Symptome aufweisen.

Therapiekonzepte:

  • Bei beiden Erkrankungen ist die titrierte Sauerstoffgabe mit engen SpO2-Zielbereichen (Asthma 93-95%, COPD 88–92%) wissenschaftlich basierter breiter Konsens, mit der auch ein paradoxer CO2-Anstieg im Serum durch Aufhebung der hypoxisch-pulmonalen Vasokonstriktion (erhöhte Shuntfraktion durch Aufhebung der Bronchokonstriktion minderventilierter Alveolarbereiche) verhindert werden kann
  • Die empfohlene Dosierung von 2,5 mg Salbutamol via Vernebler bzw. 400 μg via MDI (Multidose Inhaler) hat sich jedoch in zahlreichen Studien als effektiv erwiesen, sodass hier- für nun quasi post-hoc eine gute Evidenzlage besteht.
  • Bezüglich der Applikationsart für Kortikosteroide gilt, dass die im Notfall effektivste Art der Applikation die inhalative Gabe ist. Eine orale Gabe ist einer intravenösen Gabe überlegen. Dies gilt sowohl für Asthma als auch für COPD, die Effekte sind jedoch bei Asthma deutlich ausgeprägter.
  • Der bronchodilatatorische Effekt von Magnesium ist besonders ausgeprägt, wenn die Gabe zusätzlich zu β2-Agonisten oder Anticholinergika erfolgt und wenn besonders schweren Krankheitszustände mit einer FEV1 <30 % vorliegen.
  • Für Patienten mit fortbestehender lebensbedrohlicher Symptomatik nach Ausschöpfen aller anderen The- rapieoptionen kann ein Therapieversuch mit Methylxanthinen als Rescue-Maßnahme in individueller Abwägung allerdings gerechtfertigt sein.

Beatmungsstrategie:

  • Auf der Basis der aktuellen Datenlage wird die nicht-invasive Beatmung bei akuter Exazerbation einer COPD frühzeitig im Krankheitsverlauf und damit auch bereits in der Präklinik empfohlen.
  • assistierte Spontanatmung mit einer hohen Druckunterstützung (8–12 mbar) zur Entlastung des Zwerchfells,
  • lange Exspirationsphase (I:E­ Verhältnis 1:2 – 1:2,5),
  • PEEP tendenziell im Bereich 3–5 mbar sowie
  • FiO2 titriert auf eine SpO2 von 88–92%.

Zusammenfassung der Therapiestrategien bei Asthma (aus Harnisch L­O, et al. Anästh Intensivmed 2022;63:523–534): 

Zusammenfassung der Therapiestrategien bei COPD (aus Harnisch L­O, et al. Anästh Intensivmed 2022;63:523–534):

Zusammenfassung der Therapiestrategie bei Lebensbedrohlichen Asthma-/COPD-Situation (aus Harnisch L­O, et al. Anästh Intensivmed 2022;63:523–534):

 

Lesen Sie den gesamten Artikel „OPEN ACCESS“ in Anästhesiologie & Intensivmedizin: PDF

4 thoughts on “Asthma und COPD – Ein Update

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    gerne würde ich regelmäßig Informationen zu neuen Publikationen per E-Mail erhslten und bitte um die Aufnahme in den Newsletter.

    Vielen Dank!

    Mit freundlichen Grüßen
    Fariz Akbel

  2. Die Strategien berücksichtigen nicht, dass es mittlerweile auch präklinisch die Möglichkeit einer Vernebelung von beispielsweise b2-Mimetika während der Beatmung gibt. So kann ich dies ja vor dem Reproterol einsetzen und erstmal meine inhalative Therapie ausschöpfen

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