Schauen wir heute doch noch mal etwas genauer in die neuen Empfehlungen zum Vorgehen für den „physiologisch schwierigen Atemweg“:
Kornas RL et al. Evaluation and Management of the Physiologically Difficult Airway: Consensus Recommendations From Society for Airway Management. Anesthesia Analgesia 2020, online
Zum Thema „Hypoxämie“ finden sich folgende detaillierten Empfehlungen:
- Alle Patienten sollten vor der Intubation maximal präoxygeniert werden.
- Die Präoxygenierung sollte unter Verwendung von High-Flow-Sauerstoff für mindestens 3 Minuten oder 8 tiefen Atemzüge durchgeführt werden.
- Ziel ist die Aufrechterhaltung der Oxygenierung während der Apnoe-Periode, um die Dauer einer sicheren Apnoe zu erhöhen.
- Die apnoische Oxygenierung kann mit einem Standard-Nasenkanüle bei 15 lO2/min oder HFNO-Systeme bei 40-70 lO2/min LPM erfolgen.
- Steht für die Präoxygenierung keine eng anliegende „Non-Rebreather Mask“ (NRM) – oder NIV-Gesichtsmaske zur Verfügung, sollte eine unterstützte Spontanatmungen mit einer Beutel-Masken-Beatmung mit PEEP-Ventil und 1-Wege-Ausatemventil verwendet werden.
- Wenn der Patient ein eng anliegendes NRM oder NIV-Maske nicht toleriert, sollten beheizte HFNO-Systeme mit einem Flow von 40-70 lO2/min LPM verwendet werden.
- Wenn der Patient eine signifikante Shunt-Physiologie oder reduzierter Funktionelle Residualkapazität (z.B. Schwangerschaft, Adipositas, akutes Atemnotsyndrom [ARDS]) aufweist, sollte die Präoxygenerierung mit PEEP unter Verwendung von NIV oder mittels Beutel-Masken-Beatmung mit einem PEEP-Ventil durchgeführt werden.
- Inhalative pulmonale Vasodilatatoren können in Betracht gezogen werden, um bei Patienten mit schwerer Hypoxie vor der Intubation die Beatmungs-Perfusionsfehlanpassung zu verbessern.
- Wenn höhere PEEP-Werte erforderlich sind, sollte eine extraglottische Atemweghilfen zur Präoxygenierung in Betracht gezogen werden.
- Eine Wachintubation zur Aufrechterhaltung der Spontanatmung sollte bei Patienten mit refraktärer Hypoxämie unbedingt erwogen werden.
- Patienten sollten nach Möglichkeit in aufrechter Position präoxygeniert werden.
- Eine Oberkörperhochlagerung sollte, wenn möglich, durchgeführt werden, um die Sicht zu verbessern, die Sauerstoffzufuhr aufrecht zu erhalten und ein Aspirationrisiko zu reduzieren.
- Wenn die Delayed Sequence Intubation (DSI) verwendet wird, sollte der Anwender für eine Notfall-Intubation bereit sein, da die dissoziative Ketamindosis unzuverlässig sein kann.
- Bei DSI wird empfehlen geringe Ketamin-Dosen (10-20 mg) oder Dexmedetomidin einzusetzen, um Apnoe zu vermeiden.