Klug entscheiden in der Notaufnahme – Teil 2

Fast genau vor einem Jahr haben wir auf news-papers.eu über die Nationale Initiative “Klug entscheiden …” berichtet: http://news-papers.eu/klug-entscheiden-in-der-notaufnahme

Nach Einschätzung von Fachgesellschaften werden in der Notaufnahme einige richtige Vorgehensweisen nicht ausreichend beachtet, obwohl ihre wissenschaftliche Evidenz vorliegt. Hier jetzt kurz die ergänzenden 12 Empfehlungen aus Teil 2 zusammengefasst:

Riessen R et al. “Klug entscheiden in der Notaufnahme.” – Teil 2: Deutsche Ärzteblatt 2019; 116: A891-A896 (PDF)

Positivempfehlungen: 

  1. Bei diabetischer Ketoazidose soll parallel zur Insulintherapie eine angepasste Kaliumzufuhr erfolgen.
  2. Erwachsenen Patienten mit Verdacht auf bakterielle Meningitis sollen nach der Blutkulturentnahme noch vor einer eventuellen Bildgebungsdiagnostik Dexamethason und Antibiotika verabreicht werden.
  3. Bei Patienten mit Fieber in der Neutropenie (Neutrophile < 0,5 G/Loder < 1 G/L mit sinkender Tendenz) soll nach der Abnahme von 2 unabhängigen Blutkulturen und ohne Zeitverzögerung durch weitere Diagnostik eine empirische Therapie mit Breitbandantibiotika begonnen werden.
  4. Während oder nach einer Reanimation soll schnellstmöglich eine Notfallsonografie zur Diagnostik behebbarer Ursachen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes erfolgen.
  5. Bei begründetem Verdacht auf eine akute Varizenblutung soll eine intravenöse Therapie mit einem Vasokonstriktor (Terlipressin, Somatostatin oder Octreotid) noch vor der Endoskopie begonnen werden.
  6. Bei Verdacht auf tiefe Beinvenenthrombose soll bei ambulanten Patienten vor weiteren Maßnahmen basierend auf Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit erfolgen. Hierzu eignet sich insbesondere der weit verbreitete Wells-Score. Abhängig von der klinischen Wahrscheinlichkeit soll die Akuttherapie wie auch der weitere diagnostische Prozess erfolgen.
  7. Patienten mit Synkope sollen in der Notaufnahme primär mittels einer strukturierten klinischen Risikoeinschätzung und eines EKG beurteilt werden. Bei niedrigem Risiko können diese Patienten ohne weitere Diagnostik oder Überwachung in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden.
  8. Bei Patienten mit akutem ST-Hebungs-Infarkt soll innerhalb von weniger als 60 Minuten nach Diagnosestellung in der Notaufnahme die Koronar-Revaskularisation erfolgen.

Negativempfehlungen:

  1. Bei akutem ischämischem Apoplex soll eine medikamentöse Blutdrucksenkung in der Regel nicht erfolgen.
  2. Eine CT-Untersuchung vor der Lumbalpunktion bei Verdacht auf bakterielle Meningitis soll nicht erfolgen – außer bei Symptomen, die auf einen erhöhten Hirndruck oder eine Herdpathologie hinweisen, oder bei intensiver Immunsuppression.
  3. Bei stabilen Patienten, die in der Lage sind, Urin zu lassen, sollen in der ZNA Urindauerkatheter nicht verwendet werden, um die Urinausscheidung zu messen.
  4. Stabile Patienten mit akutem Myokardinfarkt und einer Sauerstoffsättigung ≥90% sollen nicht routinemäßig eine Sauerstoffgabe erhalten.

Lesen Sie die gesamten Empfehlungen und Hintergrundinformationen: hier.

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