Adrenalin bei der Reanimation: Was bringt´s ?

Brit Long schrieb gerade zusammen mit Alex Koyfman einen Übersichtsartikel zur Frage „Was bringt Adrenalin bei der kardiopulmonalen Reanimation?“:

Long B, et al. Emergency Medicine Myths: Epinephrine in Cardiac Arrest. J Emerg Med 2017; http://dx.doi.org/10.1016/ j.jemermed.2016.12.020


Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie die Gabe von dem Sympthatomimetikum und Katecholamin Adrenalin im Rahmen der kardiopulmonalen Reanimation. Der plötzliche Herzkreislaufstillstand ist für rund 15% der Todesfälle in Industrienationen verantwortlich. Insgesamt ist dieses Ereignis mit einem schlechten Behandlungsergebnis assoziiert. In den USA versterben jährlich rund 450.000 Patienten am plötzlichen Herztod. Die American Heart Association (AHA) – als vergleichbare Einrichtung wie das European Resuscitation Council (ERC) – empfiehlt die Gabe von Adrenalin im Rahmen des Herzkreislaufstillstandes im Advanced Cardiac Life Support (ACLS). verfolgt man die Entstehung dieser Empfehlung zurück, so gehen diese auf tierexperimentelle Versuchen an Hunden aus den 1960er Jahren zurück. Die hochdosierte Gabe von Adrenalin (>1 mg als Bolus) wird als schädlich angesehen und nicht empfohlen. Adrenalin in der üblichen Dosierung (1 mg) kann aber die Rate an Wiedereintritten einer spontanen Kreislauffunktion (ROSC) erhöhen, bisher fehlen aber Untersuchungen, die auch ein positives Resultat auf das Langzeitergebnis und das neurologische Behandlungsergebnis aufzeigen. Brit Long et al. führen aus, dass es drei Phasen der Reanimation gibt: elektrische, circulatorische und metabolische. Adrenalin kann möglicherweise in der circulatorischen Phase, also binnen 10 min nach dem Herzkreislaufstillstand das Überleben verbessern. Der Basic Life Support (BLS) mit adäquaten Thoraxkompressionen und einer frühen Defibrillation geht mit dem besten Ergebnis im Rahmen der Reanimationssituationmeasures einher.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann man also zusammenfassen, dass Adrenalin die ROSC-Rate erhöht, aber bisher nicht nachweislich das Überleben bis zur Krankenhausentlassung oder das neurologisch intakte Überleben verbessert.

Aktuell wird die Position des Adrenalin in den Bereich einer „Großvater-Rolle“ gerückt, dass heisst es fehlen die entsprechend sehr guten Daten der Nutzbarkeit, man wendet dieses Medikament aber schon sehr viele Jahre an, so dass bisher ein Verzicht auf die Anwendung nicht realisiert wurde. Es bleibt zu diesem Thema also auch in den nächsten Jahren spannend.


Weitere Literatur:

Bernhard M, Böttiger BW, Teschendorf P. Adrenaline for resuscitation: now even more questions than answers. Eur J Anaesthesiol 2013; 30: 47-49 (PDF)

Böttiger BW, Teschendorf P, Bernhard M, Nolan J. Adrenaline – More questions than answers. Resuscitation 2010; 81: 637-638


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2 thoughts on “Adrenalin bei der Reanimation: Was bringt´s ?

  1. Meine persönliche Meinung zu Adrenalin im Falle der Reanimation ist eher zurückhaltend. Wie erwähnt keine Evidenze f. Erhöhung des Langzeitüberlebens aber durchaus Studien welche bei Langzeitüberlebern ein schlechteres CPC bei Adrenalingabe aufzeigten. Gerade bei PEA kann ich mir je nach Ursache der PEA vorstellen dass sich Adrenalin grundsätzlich negativ auswirkt. Ich erwarte gespannt die Ergebnisse der PARAMEDIC2 Trial aus U.K. zu diesem Thema.

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