Letaler Alkoholspiegel 12 Promille – Wie kommt´s …?

Die Kollegen der Rechtsmedizin an der Berliner Charité berichteten über einen Todesfall bei einer 28-jährigen Frau.

Methling M, Krumbiegel F, Hastedt M, Buschmann C, Tsokos M (2016) Abnormal hohe Blutalkoholkonzentrationen bei letaler Speisebreiaspiration infolge einer Mischintoxikation mit Cocain und Alkohol – eine Kasuistik. Blutalkohol 53(6):415-426


Der Fall: Nach einer auch sexuell sehr ausschweifenden Nacht mit exzessiven Alkohol- und Cocainkosum sei die Patientin von dem Bekannten Tod neben dem Bett aufgefunden worden. Ein trauriger Ausgang einer wohl sehr lebhaften Nacht.

Nun stellen sich für die Rechtsmediziner eine Vielzahl an interessanten Fragen. Nach den Sektionsbefunden war der Tod durch Ersticken infolge einer tiefen Speisebreiaspiration eingetreten, begünstigt durch eine Rückenlage und der durch Alkohol- und Drogenkonsum eingeschränkten Handlungsfähigkeit.

Die Kollegen beschrieben in dem Fallbericht, dass nach Angaben des Bekannten zusammen in dieser Wohnung ab ca. 19.30 uhr über die Nacht verteilt eine reichliche Menge Alkohol (vornehmlich Rum-Cola und Wodka-red-bull) sowie insgesamt bis zu 8 g Cocain konsumiert wurden. Es sei ebenfalls zu einvernehmlichen sexuellen Handlungen gekommen. Bis ca. 11 Uhr des nächsten Vormittags habe die Betroffene wohl mindestens 2 Gläser sekt, 1 Glas rum- Cola und (zusammen mit dem bekannten) zwei 1-l-Flaschen Wodka-Red-Bull-Gemisch konsumiert. In der Wohnung wurden zwei 1-l-Flaschen Havanna Club Rum (eine Flasche leer, eine Flasche 1/4 voll), eine Flasche Sekt (1/4 voll), sowie eine leere Flasche Wodka gefunden.

Im Rahmen der postmortalen chemisch-toxikologischen Untersuchung wurden extrem hohe Blutalkoholkonzentrationen von >10‰ festgestellt, bedingt durch eine lebensbedrohliche Mischintoxikation mit Cocain und Alkohol. Vergleichbar hohe gesicherte Blutalkoholkonzentrationen sind in der Literatur selten beschrieben, über derartige Fälle wird nach Kenntnis der Autoren nur gelegentlich anekdotisch berichtet. Es existieren nur wenige veröffentlichte und teilweise ältere Fälle von ähnlich hohen Alkoholkonzentrationen, die sogar zum Teil überlebt wurden. In der Fachliteratur werden meist letale Blutalkoholkonzentrationen zwischen 3-5‰beschrieben. Blutalkoholwerte zwischen 6-8 ‰ werden gelegentlich ebenfalls beschrieben, werden aber als Extremwerte eingestuft.

Da im vorliegenden Fall eine Kontamination mit Ethanol im Sektionssaal durch Einhaltung der Arbeitsanweisungen auszuschließen war, wurden verschiedene Erklärungsansätze zum Erreichen dieser hohen Werte diskutiert:

  • postmortale Diffusion aus dem Magen oder infolge Aspiration von Mageninhalt bzw. alkoholischer Getränke
    •  bei Aspiration des Mageninhalts kann es zu einer Diffusion über Lungengewebe als große Resorptionsfläche und damit Aufnahme direkt und ohne nennenswerte Metabolisierung sowie Leberpassage in den Lungenkreislauf und damit ins Herzblut (geht auch postmortal) kommen
  • (physiologische) Anatgonisierung der Alkoholwirkung durch die gleichzeitige Cocainwirkung 
  • alternative Applikationsformen (z.B. vaginale oder rektale Applikation)
    •  sehr großen Resorptionsfläche und starken Durchblutung des Dickdarms höhere maximale Blutspiegel zu erwarten als bei oraler Aufnahme

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