Verbot von SUVs/-LTVs könnte die Verkehrssicherheit steigern

Ein Beitrag von Marija Mladenovic-Todorovic, Göttingen und Ulf Harding, Wolfenbüttel

1,19 Millionen Verkehrsteilnehmer sterben an den Folgen von Straßenverkehrsunfällen und erleiden schwere Traumata. Die beliebten und immer häufiger gekauften „Sport Utility Vehicles“ (SUVs) und „Light Truck Vehicles“ (LTVs; eine Kategorie, die SUVs, kleinere Vans und Pick-up-Trucks umfasst) sind mit einem höheren Risiko verbunden, andere Verkehrsteilnehmende bei Unfällen stärker zu schädigen. Dies ist auf die mechanischen Eigenschaften der Fahrzeuge zurückzuführen. SUVs und LTVs sind im Vergleich zu Personenkraftwagen (PKW) robuster und massiver. Sie haben eine höhere Frontpartie, was die Aufpralldynamik beeinflusst (Erwachsene werden am Becken anstatt der Beine getroffen, Kinder am Thorax und nicht am Becken). Bei einem Unfall oder einer Kollision mit einem SUV oder LTV wird das Unfallopfer mit größerer Wahrscheinlichkeit nach vorne auf die Straße geschleudert, was die Entstehung von Verletzungen des Oberkörpers (einschließlich Kopf, Thorax und Bauch) zusätzlich begünstigt.

Die Meta-Analyse von Elsa Robinson et al. analysiert und aktualisiert das Wissen über die Auswirkungen von Kollisionen mit diesen Fahrzeugen im Vergleich zu PKWs, insbesondere in Bezug auf Unfälle von Kindern und Fahrradfahrenden.

Robinson E, Edwards P, Laverty A, et al. Do sports utility vehicles (SUVs) and light truck vehicles (LTVs) cause more severe injuries to pedestrians and cyclists than passenger cars in the case of a crash? A systematic review and meta-analysis. Injury Prevention 2025. doi: 10.1136/ip-2024-045613

Methodik

Die Daten wurden durch Suche in den elektronischen Datenbanken MEDLINE, TRID und Global Index Medicus erhoben. Die Autoren schränkten die Suche nicht hinsichtlich des Datums oder der Sprache der Veröffentlichung ein. Die Studiendaten wurden nach den PECO-Kriterien systematisiert. Zu den PECO-Kriterien der Studie gehörten:

Population: Fußgänger und/oder Radfahrer aller Altersgruppen, die von einem Kraftfahrzeug angefahren wurden.

Exposition: Kollision mit einem SUV oder LTV.

Kontrolle: Kollision mit einem Personenkraftwagen.

Ergebnis (Outcome): Verletzungsschwere, dichotomisiert als „tödlich/nicht tödlich“ oder „getötet und schwer verletzt (KSI)/mild“.

Die Daten wurden entsprechend den jeweiligen Einschlusskriterien in die Analyse aufgenommen. Insgesamt wurden Studien eingeschlossen, die SUVs oder LTVs mit PKWs in Bezug auf die Schwere der Verletzungen von Fußgängern oder Radfahrern verglichen.

Insgesamt wurden 1936 Studien analysiert, von denen 205 im Volltext gescreent wurden. 24 Studien wurden für eine systematischen Überprüfung ausgewählt und in die Metaanalyse aufgenommen. Die meisten Studiendaten stammten aus den USA.

Hauptergebnisse

Die Meta-Analyse basiert auf einer kombinierten Stichprobengröße von 682.509 Unfallopfern, die zwischen Ende der 1980er Jahre und 2022 einen Unfall hatten.

Die Studie belegte mit einem deutlichen Hinweis (p<0,001), dass Fußgänger und Radfahrer bei einem Zusammenstoß schwerere Verletzungen erleiden können, wenn sie von einem SUV oder LTV angefahren werden, im Vergleich mit einem Zusammenstoß mit PKWs.

Die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls steigt für alle Altersgruppen um 44 %, wenn sie von einem SUV oder LTV angefahren werden (95 % CI 1,33-1,56), und um 82 % für Kinder, die als Fußgänger oder Radfahrer von einem SUV oder LTV angefahren werden (95 % CI 1,57-2,11). Die Wahrscheinlichkeit einer tödlichen Verletzung bei Kindern unter 10 Jahren steigt um 130 % (95 % CI 2,09-2,53). Dies steht im Einklang mit den Erkenntnissen, dass eine größere Frontpartie der Fahrzeuge ein wichtiger Mechanismus ist, der zu Verletzungen kleinerer Kinder führt.

Eine Limitation der Studie besteht darin, dass die meisten der einbezogenen Studien aus den USA stammen, während die verbleibenden fast ausschließlich aus anderen Ländern mit hohem Einkommen (Deutschland, Niederlande) stammen. Es wurden keine Studiendaten aus ärmeren Ländern erhoben, obwohl der Trend zum zunehmenden Kauf von SUVs auch in diesen Ländern ansteigt.

Die Autoren argumentieren, dass der Anteil der bei Autounfällen getöteten Fußgänger/-Radfahrer in den USA um 17 % und in Europa um 8 % reduziert werden könnte, wenn alle SUVs durch PKW ersetzt würden.

Die Mortalität der getöteten Kinder (Fußgänger oder Radfahrer) könnte durch das Ersetzen der SUVs mit PKW in den USA um 27 % und in Europa um 14 % verringert werden.

2 thoughts on “Verbot von SUVs/-LTVs könnte die Verkehrssicherheit steigern

  1. Man sollte keine SUVs verbieten, sondern Publikationen mit derartigen Titeln!
    Halten wir fest: Alles, was nicht aus einer bestimmten links-ideologischen Ecke kommt, wird DDR-konform als böse und damit neuerdings auch rechtefrei definiert. „SUV“ ist dabei eines der Triggerworte und steht für den reichen, weißen Mann (was heutzutage auch irgendwie als schlecht gilt, wobei die eigenen Ansprüche an Rassismus sowie Alters- und Geschlechterdiskriminierung einfach kurz auf Standby gestellt werden) sowie die Zerstörung der gesamten Umwelt im Alleingang.

    Von einem „Verbot“ zu reden, ist krank und Ausdruck einer Gewöhnung an ein immer totalitärer werdendes System. Im Gegenteil: Dieser miserable Beitrag schuldet Aussagen darüber, wie hoch überhaupt der Anteil von Unfällen mit SUVs ist. Vielleicht wäre das Ergebnis, dass Unfälle seltener passieren, da der Überblick besser ist?

    Methodisch ebenfalls unterirdisch: Es werden Daten seit 1980 einbezogen – weder Notfallmedizin noch Fahrzeugtechnik sind auch nur annähernd mit heutigen Standards vergleichbar. Zu allem Überfluss ist die Auswahl der Studiendaten auf Verletzungen bei Verkehrsunfällen mit SUVs beschränkt. Man kann den Begriff „SUV“ beliebig gegen jedes andere Auto austauschen und würde am Ende die gleiche Aussage zur Verkehrssicherheit treffen können.

    Gründe für Unfälle werden generell nicht berücksichtigt: Substanzeinfluss der Fußgänger? Schlechter werdende Verkehrserziehung von Kindern?

    Ich bin entsetzt, dass hier so ein Irrsinn kritiklos veröffentlicht wird!

    1. Sehr geehrter Herr Dreesen,

      gerne nehmen wir zu Ihrem Kommentar zu unserem Beitrag Stellung.
      Aus unserer Sicht sind ein kritischer Diskurs und eine Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Ergebnissen elementar, um Daten zu bewerten und Evidenz zu generieren.
      Auf news-papers.eu werden aktuelle Arbeiten mit Bezug zur Notfallmedizin präsentiert und es erfolgt ein Versuch der Einordnung. Da wir die Arbeit von Robinson et al interessant fanden, haben wir einen Beitrag für news-papers.eu verfasst.
      Die Bewertung der Arbeit mag jeder individuell für sich vornehmen und einordnen, sicherlich ist an der Arbeit auch Methodenkritik gerechtfertigt.
      Gleichwohl wünschen wir uns einen kollegial Umgang und stehen gerne für einen Austausch bereit, wenn dieser wertschätzend und höflich erfolgt und auf unberechtigte „Generalkritik“ verzichtet.

      Mit freundlichen Grüßen
      Marija Mladenovic-Todorovic und Ulf Harding

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