Emergency Critical Care und OSKARinED – Neue Konzepte

Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu einem gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern aus dem Jahr 2018 sieht vor, dass in Krankenhäusern der erweiterten und umfassenden Versorgungsstufe beatmungspflichtige Patienten innerhalb von 60 min nach Krankenhausaufnahme aus der Notaufnahme auf die Intensivstation übernommen werden. In Abhängigkeit von der Krankenhausstruktur, den Auslastungen der Intensivstation, dem Pflegemangel, der Jahreszeit und der Art des Notfalls kann es in der Praxis jedoch vorkommen, dass überwachungs- und intensivpflichtige Patienten auch über einen längeren Zeitraum im Schockraum und in der Notaufnahme verbleiben müssen. Durch Notfallmediziner:innen werden daher immer häufiger bereits in der Notaufnahme erweiterte notfallmedizinische Therapiemaßnahmen als Überbrückung („Bridging“) durchgeführt, bis innerhalb des Krankenhauses oder durch die Verlegung in ein externes Krankenhaus ein entsprechender Überwachungs- oder Intensivbehandlungsplatz geschaffen werden kann.

Kemper JJ, et al. Grundlagen des notfallmedizinischen „Bridgings“ von kritisch kranken Patienten in der Notaufnahme bis zur Intensivstationsverlegung. Notfall rettungsmed 2024, (Open Access: https://link.springer.com/article/10.1007/s10049-023-01276-0)

Darüber hinaus kann bei einem ausgewählten Patientenkollektiv durch kurzfristige notfallmedizinische Maßnahmen der Zustand der Patienten so weit stabilisiert werden, dass eine Behandlung auf der Intensivstation nicht mehr erforderlich ist, mit entsprechender Entlastung der knappen intensivmedizinischen Ressourcen. Das hier erstmals vorgestellte Akronym „OSKARinED“ fasst dabei die notfallmedizinischen Schwerpunkte zusammen:

  • Oxygenierung und Beatmung,
  • Sedierung und Analgesie,
  • Katecholamin- und Volumentherapie sowie Kathetermanagement,
  • Antiinfektiver Therapie,
  • Lagerungs‑, Ulkus- und Thromboseprophylaxe,
  • Ernährung und Blutzuckereinstellung,
  • Delirprophylaxe und -management 

Die Autoren haben das Vorgehen in einer SOP zusammengefasst:

figure 1

Algorithmus: OSKARinED zum Bridging kritisch kranker Patienten in der Notaufnahme

Im Rahmen der Versorgung kritisch kranker Patienten in der Notaufnahme ist insbesondere bei längerer Verweildauer bis zur Verlegung auf eine Intensivstation ein fließender Übergang von initialen lebensrettenden Interventionen zu einem „Bridging“ mit erweiterten notfallmedizinischen Therapiemaßnahmen bzw. ein ECC-Konzept erforderlich. Für eine optimale Therapie und eine hohe Patientensicherheit ist es erforderlich, trotz begrenzter Ressourcen eine adäquate, umfassende notfallmedizinische Therapie zur Überbrückung bis zur Intensivstationsverlegung durchzuführen. Das Akronym „OSKARinED“ bietet hierzu eine Hilfestellung und stellt die wesentlichen notfallmedizinischen Maßnahmen nach der initialen Stabilisierung dar. Die Therapie muss unter Berücksichtigung der Genese der Grunderkrankung und der Therapieziele individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Angesichts der Komplexität der Behandlung kritisch kranker Patienten in der Klinik für Notfallmedizin/Notaufnahme könnte das Akronym „OSKARinED“ einen Beitrag zur Steigerung der Effizienz und der Patientensicherheit bis zur Verlegung auf die Intensivstation leisten. Darüber hinaus ist jedoch eine Anpassung der intensivmedizinischen Ressource notwendig und, wenn diese nicht greift, eine Anpassung der notfallmedizinischen Personalressourcen und Ausstattung unabdingbar.

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Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s10049-023-01276-0 (OPEN ACCESS)

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