Notfallkrankenhäuser: Massive Belastungssituationen

Personalengpässe, Mangel an stationären Versorgungskapazitäten und Patientenzuweisungen trotz Kapazitätserschöpfung – all dies betrifft laut einer aktuellen Umfrage die Mehrheit der an der Notfallversorgung beteiligten Krankenhäuser in Deutschland.

Pin M et al. Notfallkrankenhäuser: Massive Belastungssituationen. Dtsch Ärztbl 2022, online

Das Umfrageergebnis zeigt folgendes Szenario bei den Notfallkliniken:

A)      Mangel an stationären Versorgungsmöglichkeiten

  • Die real belegbaren Betten lagen im Durchschnitt der Kliniken um ca. 18% niedriger als die im Krankenhausplan angegeben Planbetten der Häuser im Jahr 2021. In 86% der Häuser wurde ein Mangel an normalstationären Betten, in 54% an Intensivbetten und in 48% an intermediate care Betten berichtet.

B)      Überfüllung der Notaufnahmen

  • 66% der Notfallkliniken berichteten über eine gefährliche Überbelegung (Overcrowding) der Notaufnahme am Umfragetag, die in Anlehnung an das international anerkannten CEDOCS-System ermittelt und mit CEDOC Level 4–6 quantifiziert wurde. Ursache des Overcrowdings war einerseits die fehlende Möglichkeit die Patienten zur weiteren stationären Behandlung auf eine Station abzuverlegen (84%), anderseits die anhaltende Zuweisung von Patienten über den Rettungsdienst. 59% der Notfallkliniken hatten bei der integrierten Leitstelle ihre Kapazitätserschöpfung angezeigt. Trotz Meldung der Notfallklinik über erschöpfte Versorgungsmöglichkeiten mussten diese in fast 95% weiter durch den Rettungsdienst angefahren werden.

C)       Personalmangel

  • 99% der Notaufnahmen litten unter Personalmangel, einerseits weil pflegerische und/oder ärztliche Stellen nicht besetzt waren (82%) und andererseits zusätzlich noch in 79% Krankheitsausfälle bzw. Quarantänefälle das Personal zusätzlich dezimiert hatten.

 

Geforderte Maßnahmen:

  • Verpflichtende Erstellung von Notfallplänen zur Vermeidung der Überlastung der Notfallversorgung.
  • Festlegung ausreichender ärztlicher und pflegerischer Personalausstattung, die auch Personalausfallkonzepte in Pandemiesituationen berücksichtigt.
  • Planung von stets verfügbaren Bettenkontingenten für Notfallpatienten auf Intensiv-, IMC- und Normalstationen.
  • Kontinuierliche Erhebung der Auslastungsparameter in den Notaufnahmen / Notfallkliniken und Abgleich mit weiteren Daten (z.B Intensivregister) zum Monitoring des Gesundheitssystems.
  • Initialisierung von Maßnahmenplänen vor Eintreten patientengefährdender Überlastungssituationen.

Artikel im Deutschen Ärzteblatt: Pin_MassiveBelastungssituation_DÄ2022

Langfassung von der DGINA Homepage: https://www.dgina.de/webroot/uploads/News/62ecffea26c01/62ecffea271f4.pdf

 

One thought on “Notfallkrankenhäuser: Massive Belastungssituationen

  1. Traurig, dass sich die Überbelastung überall und in jeder Abteilung abspielt. Als Neurologe in Österreich sehe ich wie sowohl in der Notaufnahme als auch auf der Intensiv Station (zwei Beatmungsbetten dauerhaft gesperrt!) massenweise die Pflege das sinkende Schiff verlässt und ärztliche Kollegen entweder private Praxen eröffnen oder unmotiviert ihre Arbeit zurückgezogen bis zur Pension weiter machen,

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