Prophylaxe und Therapie von Übelkeit und Erbrechen bei Tumortherapie

Übelkeit und Erbrechen sind häufige und belastende Nebenwirkungen einer Tumortherapie. Trotz Prophylaxe treten bei circa 20–30 % der Patient:innen Erbrechen und bei 40–50 % Übelkeit auf. Die antiemetische Prophylaxe und Therapie ist daher von großer Bedeutung zur Verbesserung der Lebensqualität und Vermeidung von Folgen wie Tumorkachexie.

Jahn F. et al. Prophylaxe und Therapie von Übelkeit und Erbrechen bei Tumortherapie. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 382–92. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0093 (PDF)

Die Empfehlungen basieren auf internationalen und nationalen Leitlinien sowie selektiver Update-Literaturrecherche in PubMed und der Cochrane Library unter Berücksichtigung randomisiert kontrollierter Studien und Metaanalysen der letzten fünf Jahre seit Veröffentlichung der S3-Leitlinie Supportivtherapie.

Zur risikoadjustierten Prophylaxe/Therapie müssen therapiebedingte und patientenindividuelle Risikofaktoren (unter anderem weibliches Geschlecht, jüngeres Lebensalter) identifiziert werden. Man unterscheidet bei parenteraler vier (minimal, gering, moderat, hoch) und bei oraler Verabreichung zwei Risikoklassen (minimal/gering, moderat/hoch). Bei der Radiotherapie ist das Strahlenfeld maßgebend. Eingesetzt werden vor allem 5-HT3-Rezeptorantagonisten, NK1-Rezeptorantagonisten und Dexamethason. Olanzapin hat sich als Erweiterungs- oder Rescuemedikament bewährt. Bei Checkpoint-Inhibitor enthaltenden Kombinationstherapien werden Steroide wegen potenziell vermindertem Therapieansprechen kontrovers diskutiert. Benzodiazepine, Dimenhydrinat oder Cannabinoide sind mögliche Reserve-Antiemetika; Akupunktur/Akupressur, Ingwer und progressive Muskelrelaxation mögliche alternative Methoden.

  • Erbrechen und Übelkeit verstärken Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust und erhöhen damit das Risiko einer Tumorkachexie.
  • Übelkeit und Erbrechen weisen oft auf Komorbiditäten oder Komplikationen hin. Bei wirkungsloser antiemetischer Rescue- Therapie muss eine kritische Abwägung der vielfältigen Diffe- renzialdiagnosen erfolgen.
  • Die Definition des Symptomkomplexes Nausea und Emesis orientiert sich am Zeitpunkt des Auftretens der Symptomatik.
  • Empfohlene Prophylaxe ist bei moderat emetogener Chemotherapie eine Zweifachkombination aus 5-HT3-RA und Dexamethason.
  • Für klassische Chemotherapiekonzepte oder kombinierte Radiochemotherapie existieren detaillierte, wirkungsvolle, risikoadaptierte Prophylaxe- und Therapiealgorithmen. Eine Herausforderung bleibt die optimale Symptomkontrolle bei oralen Mehrtagestumortherapien im ambulanten Setting.

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