Notfallmedizinische Aspekte bei Laufveranstaltungen

Gastbeitrag von Tobias Grübl, Koblenz         In den Sommermonaten finden regelmäßig größere Sportveranstaltungen statt, aus denen häufig Notfallpatienten für Sanitäts- und Rettungsdienste sowie für Notfallaufnahmen hervorgehen. Eine Arbeitsgruppe um Daniel Schröder und Simon-Richard Finke hat anhand einer umfassenden Literaturrecherche notfallmedizinische Aspekte speziell für Laufveranstaltungen zusammengetragen und open access im Springer-Journal Notfall- und Rettungsmedizin publiziert.

Finke, SR., Jänig, C., Deschler, A. et al.

Notfallmedizinische Aspekte bei Laufveranstaltungen. Notfall Rettungsmed (2021)

https://doi.org/10.1007/s10049-021-00959-w

Die Kollegen erarbeiteten eine in Deutschland jährliche Teilnehmerzahl von mehreren Hunderttausend. Häufig besuchen zusätzlich viele Besucher solche Veranstaltungen. Dies erfordert eine gesonderte sanitäts- und rettungsdienstliche sowie Krankenhaus-Ressourcenplanung.

Die häufigsten medizinischen Konsultationsgründe sind mit 30 bis 90% gastrointestinale Symptome (Nausea/Emesis, Diarrhöe, abdominelle Schmerzen) und zu 59% ein Kollaps aufgrund verschiedener Ursachen (Orthostase, Dehydrierung, Elektrolytentgleisungen, thrombembolische Ereignisse). Orthopädisch-traumatologische Vorfälle (Muskelkrämpfe, Tendinopathien, Rhabdomyolse, Frakturen, Kompartmentsyndrom) treten in 5 bis 23% auf.

Zum Ende des Wettkampfes und nach Zieleinlauf werden die medizinischen Ressourcen im Schwerpunkt frequentiert.

Der akute Hitzschlag (Anstieg der Körperkerntemperatur >40°C) stellt mit einer Mortalität von bis zu 63% eine der gefährlichsten anstrengungsassoziierten Pathologien dar. Die Inzidenz von Kreislaufstillständen liegt gemittelt bei ca. 1:70:000 und die Überlebensrate ist mit ca. 30% vergleichswiese gut einzuschätzen.

Amateurläufer sowie professionelle Athleten bieten mitunter vielfältige Vorerkrankungen. Beide Gruppen nehmen zu 49% NASAR zur Steigerung der Schmerzschwelle und zu 7,1% verschreibungspflichtige Stimulanzien ohne medizinische Indikation ein. Darüber hinaus werden Symptome häufig bagatellisiert. Die fundierte Anamnese und genaue Untersuchung ist also entscheidend.

Therapeutisch ist primär ein symptomatisches Vorgehen angezeigt und eine differenzierte Flüssigkeitstherapie anzuwenden. Viele Diagnosen können nur intrahospital gesichert werden.

Ein informativer Artikel für Kolleginnen und Kollegen, die im kommenden Jahr wieder mit diesem Sachverhalt konfrontiert werden.

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