D-Probleme im Nicht-traumatologischen Schockraummanagement

Im Rahmen des nichttraumatologischen Schockraummanagements zur Versorgung kritisch kranker Patienten werden akute Störungen der Vitalfunktionen rasch detektiert und behandelt. Beim „primary survey“ dient das etablierte ABCDE-Schema der strukturierten Untersuchung aller relevanten Vitalparameter; (potenziell) lebensbedrohliche Störungen werden hierbei sofort therapiert (ABCDE Atemweg, Beatmung, „circulation“ [Kreislauf], [neurologische] Defizite, Exposition). „D-Probleme“ gehen mit einer relevanten kognitiven Dysfunktion oder einem fokalen neurologischen Defizit einher. Unterschiedlichste Störungen können hier zugrunde liegen, meist sind aber zunächst eine funktionelle Therapie (z.B. Sicherung der Atemwege, Beatmung, Kreislaufstabilisierung) und die Fahndung nach reversiblen Ursachen sinnvoll. Ein strukturiertes Konzept zur Abklärung einer Vigilanzstörung bzw. eines fokalen neurologischen Defizits unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten sollte in jederNotaufnahmeetabliertseinundtrainiertwerden.

Michael M et al. „D-Probleme“ des nichttraumatologischen Schockraummanagements. Notfall Rettungsmed 2021 online https://doi.org/10.1007/s10049-021-00915-8

  • D-Probleme machen rund ein Drittel der Vorstellungsgründe im nichttraumatologischen Schockraum aus. Beispiele für entsprechende Erkrankungen sind:
    • Hypoxie und Hyperkapnie
    • Kreislaufinsuffizienz
    • Sepsis
    • Hypo-/Hyperglykämie
    • Hypo-/Hypernatriämie
    • hepatische Encephalopathie
    • Intoxikationen
    • Ischämischer Schlaganfall
    • Intrazerebrale Blutungen
    • SInusvenenthrombose
    • Meningitis/Meningoencephalitis
  • Ein strukturiertes und entschlossenes Vorgehen ist erforderlich, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine suffiziente Therapie durchzuführen.
  • In der Abklärung steht an erster Stelle die hämodynamische Stabilisierung des Patienten zum Ausschluss und zur unmittelbaren Behandlung auch nur kurzfristiger Hypotonie und Hypoxie. Dann folgen die klinische Untersuchung und Labordiagnostik und die Ermittlung einer Fremdanamnese.
  • Bildgebende Methode der Wahl ist meist die kranielle Computertomographie, ggf. ergänzt um eine computertomographische Angiographie.
  • Ein fachübergreifendes interdisziplinäres Vorgehen ist bei D-Problemen angezeigt, um den Schockraumpatienten adäquat zu versorgen.
  • Neben der Standardausstattung für den nichttraumatologischen Schockraum sind für D-Notfälle eine Point-of-Care-Diagnostik und die Vorhaltung spezifischer Antidote notwendig.
  • Die Entwicklung eines strukturierten Algorithmus zur Abklärung einer Vigilanzstörung unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten ist für alle Bereiche der Notfallmedizin zu fordern. Der Ablauf muss regelmäßig trainiert werden.

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