Infektionen und erhöhte systemische Entzündungen verursachen Organdysfunktion und Tod bei Patienten mit dekompensierter Zirrhose. Präklinische Studien unterstützen eine entzündungshemmende Rolle von Albumin, aber es fehlen bestätigende groß angelegte klinische Studien. Es ist nicht bekannt, ob das Erreichen eines Serumalbuminspiegels von ≥30 g/l bei diesen Patienten mit wiederholten täglichen Infusionen von 20%iger Humanalbuminlösung im Vergleich zur Standardbehandlung die Inzidenz von Infektionen, Nierenfunktionsstörungen und Tod reduzieren würde.
China L et al. A Randomized Trial of Albumin Infusions in Hospitalized Patients with Cirrhosis. N Engl J Med 2021;384:808-817
METHODEN
- randomisierte, multizentrische, offene, parallele Gruppenstudie mit hospitalisierten Patienten mit dekompensierter Zirrhose
- bei Studieneintritt wiesen die Patienten einen Serumalbuminspiegel von ≤30 g/l auf
- Gruppe 1: gezielte 20%igen Humanalbuminlösung für bis zu 14 Tage oder bis zur Entlassung – je nachdem, was zuerst eintrifft
- Gruppe 2: Standardbehandlung, die innerhalb von 3 Tagen nach der Aufnahme begann
- Endpunkt: neue Infektion, Nierenfunktionsstörung oder Tod zwischen dem 3. und 15. Tag
ERGEBNISSE
- insgesamt wurden n=777 Patienten randomisiert
- meisten Alkohol als Ursache der Zirrhose
- Gruppe 1 (zielgerichtete Albumin-Gruppe mit Erhöhung des Albuminspiegels auf ≥30 g/l ) erhielt im Median eine Gesamtinfusion von 200 g (IQR: 140 bis 280) pro Patient vs. Median von 20 g (IQR: 0 bis 120) pro Patient in der Standardgruppe
- Endpunkte:
- kein Unterschied zwischen beiden Gruppen (Odds Ratio, 0,98; 95 % CI, 0,71 bis 1,33; P=0,87)
- In der Albumin-Gruppe traten mehr schwere oder lebensbedrohliche schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auf als in der Gruppe mit Standardbehandlung.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
- Bei Patienten, die mit dekompensierter Zirrhose hospitalisiert wurden, waren Albumin-Infusionen zur Erhöhung des Albuminspiegels auf einen Zielwert von ≥30 g/l nicht vorteilhafter als die derzeitige Standardbehandlung in Großbritannien.