E-Scooter sind fast nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. Überall stehen diese Dinger rum… Welche Verletzungen entstehen denn nun bei den häufigen Unfällen? Kleinertz und Kollegen sin dieser Frage nachgegangen:
Kleinertz H, et al. Accident mechanisms and injury patterns in e-scooter users—a retrospective analysis and comparison with cyclists. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 117–21. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0019 (PDF)
Im Juni 2019 wurde der Verleih von E-Scootern in Hamburg gestartet. Seitdem stieg die Zahl von verunfallten E-Scooter-Fahrern lokal an. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Unfallhergang und typische Verletzungsmuster von E-Scooter-assoziierten Unfällen in Deutschland aufzuzeigen und mit Fahrradunfällen zu vergleichen.
Methode:
- Von Juni 2019 bis Juni 2020 wurden in einer retrospektiven Studie Unfälle mit E-Scootern und Fahrrädern in Bezug auf
- Demografie,
- Unfallmechanismus,
- Diagnostik,
- Verletzungsmuster,
- Notfallversorgung sowie
- Operationen und
- stationäre Aufenthalte erfasst und analysiert.
Ergebnisse:
- 89 Personen verunfallten mit einem E-Scooter (Alter 33,9 Jahre; Standardabweichung [SD] ± 14)
- 435 verunfallte Fahrradfahrer (Alter 42,5 Jahre; SD ± 17) dienten als Vergleichsgruppe
- E-Scooter-Unfälle ereigneten sich
- häufig nachts (37 versus 14 %),
- und 28 % (Fahrradfahrer: 6 %) der Verunfallten standen unter Alkoholeinfluss.
- 54 % der E-Scooter-Fahrer erlitten ein Kopf- oder Gesichtstrauma mit zum Teil schwerer Kopf- (14 %) oder Gesichtsverletzung (16 %).
- Frakturen der oberen Extremität kamen mit 18 % häufiger vor als Frakturen der unteren Extremität mit 6 %.
- Bei der Ersteinschätzung in der Notaufnahme wurden Fahrradfahrer häufiger als sofort behandlungsbedürftig eingeschätzt als E-Scooter-Fahrer (7 versus 1 %).
Schlussfolgerung:
- Kopf und Gesicht sowie die obere Extremität sind die am meisten betroffenen Körperregionen bei E-Scooter-Unfällen.
- Im Vergleich mit Fahrradunfällen finden sich E-Scooter-Unfälle häufiger am Wochenende und in Assoziation mit Alkohol.
- Alkoholverzicht und das Tragen eines Helms sollten aus ärztlicher Sicht nachdrücklich empfohlen werden.
- Aus ärztlicher/unfallchirurgischer Sicht sollte dringend über eine Helmpflicht diskutiert und die Einhaltung der geltenden Promillegrenzen forciert werden.
- Ferner stellten die Kollegen ein erhöhtes Risiko für Verletzungen der Sehne des Musculus tibialis posterior durch scharfkantige Bauteile der E-Scooter fest.