Spondylodiszites: Die verstecke Infektion

In der Notfallmedizin begegnet man immer mal wieder Patienten, bei denen sich in der ersten Inspektion kein Infektfokus klar identifizieren lässt. Dann hilft LUCCAASS, ein Mnemonic, das wir bereits einmal in einem Post besprochen hatten.

Eine der „klassischen“ versteckten Infektionen, die nicht so einfach zu identifizieren ist, ist die Spondylodiszitis. Herren und Kollegen haben eine interessante Übersichtsarbeit zu diesem Thema im Deutschen Ärzteblatt publiziert:

Herren C et al. Spondylodiszitis: Diagnostik und Therapieoptionen. Systematisches Review. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(51-52): 875-82; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0875 (PDF)


Diagnostischer Workup: In den Open Access Artikel wird ein verständlicher Workup-Algorithmus zur Identifizierung einer Spondylodiszitis präsentiert: Es lohnt sich diesen einmal anzusehen (PDF).

Wichtiges Aspekte in der Anamnese:

 

  • allgemeine Krankheitssymptome
    • Müdigkeit
    • Abgeschlagenheit
    • Appetitlosigkeit
    • Fieber
    • Nachtschweiß
  • Schmerzen im Wirbelsäulensegment (Nacht- und/oder Ruheschmerz)
  • Progredienz der Schmerzen bei Belastung
  • Vorerkrankungen: z.B. Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis
  • Wirbelsäulenoperationen
  • generelle invasive Verfahren: z.B. Katheterisierung, Operation, Punktion

Wichtige Aspekte bei der Untersuchung:

  • Klopfschmerzangabe über dem Wirbelsäulenabschnitt bei fehlender oder gering ausgeprägter Druckschmerzangabe
  • Inklination und die Wiederaufrichtung aus dieser werden/sind schmerzhaft
  • Durchfederungs- oder Stauchungsschmerz beim Fersenfalltest

Anamnese und Klinik

  • direkter Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer postinvasiven Spondylodiszitis und verlängerter Operationszeit bei dorsaler Instrumentierung

Laborchemische und mikrobiologische Untersuchungen

  • im akuten Krankheitsfall:
    • deutlich Erhöhung (in 75-98%) der Leukozytenzahl und des C-reaktiven Proteins (CRP)
    • Procalcitonin-Wert (PCT) als Sepsisparameter spielt in der primären Diagnostik der Spondylodiszitis eine untergeordnete Rolle
    • Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)ist erhöht, aber unspezifisch
    • Ansprechen auf eine Antibiotikatherapie lässt sich mithilfe der CRP/BSG kontrollieren
  • im chronischen Krankheitsfall: Entzündungswerte oft fast normwertig, Erhöhung des CRP in 90–98 % der Fälle
  • mindestens zwei Blutkulturpaare abnehmen: positiv in 25–59% der Fälle, beim antibiotisch nicht anbehandelten Patienten positiv sogar bis zu 70%(Erregernachweis)
  • primäre Infektionsquelle kann in 50% identifiziert werden (cave: Endokarditis)

Weitere Kernaussagen aus dem Artikel sind:

  • Die Spondylodiszitis ist eine heterogene Erkrankung, was die wissenschaftliche Aufarbeitung und das Erstellen von Therapieempfehlungen erschwert.
  • Mit einer empirischen Antibiose sollte erst nach der Bestimmung des Erregers begonnen werden.
  • Eine 6-wöchige Antibiotikatherapie scheint ausreichend zu sein.
  • Ein Alter > 75 Jahre und eine Infektion mit Staphylococcus aureus sind Risikofaktoren für ein Versagen der Antibiotikatherapie.
  • Das Risiko für ein Versagen der chirurgischen Intervention ist in den ersten 6 Monaten am größten.

Bilder: mit freundlichen Genehmigung von Dr. Björn Loewenhardt, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda.


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