Häufigkeit und Komplexität von Krisen und Katastrophen nehmen stetig zu. In Deutschland ist der Bevölkerungsschutz föderal organisiert und basiert maßgeblich auf ehrenamtlichem Engagement. Besonders in kritischen Infrastrukturen (KRITIS) kommt es im Krisenfall zu einer hohen Arbeitsbelastung.
Berliner L, et al. Wer kommt, wenn es knallt? Verfügbarkeit von Einsatzkräften im Bevölkerungsschutz. Notfall Rettungsmed 2025, https://doi.org/10.1007/s10049-025-01610-8
Die Studie untersucht die Verfügbarkeit ziviler Einsatzkräfte im Katastrophenfall, insbesondere bei Personen mit Doppelrollen, z.B. beruflich in KRITIS und ehrenamtlich im Bev.lkerungsschutz, sowie die Auswirkungen von Doppelrollen und beruflichen sowie privaten Verpflichtungen auf die Einsatzbereitschaft.
Methodisch wurde Iim Rahmen einer nationalen Online-Befragung wurden zwischen Juni und Oktober 2024 Ehrenamtliche aus dem Bevölkerungsschutz kontaktiert. Der Fragebogen erfasste demografische Daten, berufliche Tätigkeit, Engagement im Bevölkerungsschutz, Qualifikationen, Arbeitszeiten, Freistellungsoptionen und die Verfügbarkeit im Einsatzfall.
Ergebnisse:
- 3681 vollständige Antworten wurden in die Auswertung eingeschlossen (n= 3681).
- Die Befragten sind zu 52,2% hauptberuflich in einer KRITIS angestellt, zudem besitzen 20,5% aller Befragten mehr als ein Ehrenamt. Ärzt:innen engagieren sich zu 32,7% in mehr als einem Ehrenamt. 30% der Ehrenamtlichen sind im Katastrophenfall jederzeit verfügbar, 65% nur eingeschränkt und 5% gar nicht.
- Hauptgrund für die Nichtverfügbarkeit ist mit 57,4% die berufliche Tätigkeit, insbesondere bei Beschäftigten im KRITIS-Bereich, und bei Ärzt:innen die hohe Arbeitsbelastung mit 49Wochenstunden.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Verfügbarkeit ziviler Einsatzkräfte im Katastrophenfall durch berufliche Verpflichtungen und Doppelrollen deutlich eingeschränkt ist. Besonders kritisch ist die Situation bei Beschäftigten in KRITIS und bei Ärzt:innen. Verfügbar sind demnach nur rund 757.140 der 1,7 Mio. (44,42%) in Deutschland im Katastrophenschutz registrierten ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Die geringe Freistellungsquote und der demografische Wandel verschärfen die Problematik. Für die Resilienz des Bevölkerungsschutzes sind gezielte Maßnahmen zur Entlastung und Nachwuchsgewinnung erforderlich.
Eine Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. DGKM) finden Sie hier: DGKM-Pressemitteilung_1.2025
Die DGKM fordert deshalb:
- Bundeseinheitliche Helfergleichstellung für alle Einsatzkräfte, unabhängig von der Organisation.
- Systematische Erfassung von Doppelrollen und Mehrfachfunktionen.
- Maßnahmen zur Entlastung besonders belasteter Berufsgruppen, um die reale Einsatzfähigkeit zu erhöhen.
- Gezielte Nachwuchsgewinnung und attraktive Rahmenbedingungen für das Ehrenamt.
Hinweis: Bild generiert mit Unterstützung von KI (ChatGPT/OpenAI)
„… 30% der Ehrenamtlichen sind im Katastrophenfall jederzeit verfügbar…“
Endlich mal eine realistische Zahl!
Nun müsste man aber noch die Qualifikation hinterfragen. Ein gewisser Prozentsatz wird sicherlich wenig bis gar keine fachliche Qualifikation und/oder Einsatzerfahrung haben.
Dazu kommen dann noch Einsatzmittel die doppelt und/oder dreifach verplant sind (ÖGA/KatS/Zivilschutz).
Das ganze System muss DRINGEND überarbeitet werden!