Das notfallmedzinische 1×1: Die B-Symptomatik

Ankunft Notaufnahmevon Tresckow B. B-Symptomatik. Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 1050–1052

Definition:
B-Symptomatik umfasst das Auftreten von mindestens einem der drei Symptome:

  1. Fieber >38 °C über ≥4 Wochen (nicht durch akute Infektion erklärbar),
  2. nächtlicher, durchnässender Schweiß über ≥4 Wochen,
  3. ungeklärter/ungewollte Gewichtsverlust >10 % innerhalb von 6 Monaten.

Ursprünglich bei Lymphomen beschrieben, tritt sie auch bei Infektionen (z. B. Tuberkulose, HIV) und anderen Erkrankungen auf.

Pathophysiologie:
Vermutlich durch Freisetzung von Zytokinen und Botenstoffen durch Tumorzellen oder das Immunsystem.

Klassifikation:
In der Ann-Arbor-Klassifikation maligner Lymphome dient die B-Symptomatik als Risikofaktor:

  • A= keine B-Symptome
  • B= B-Symptome vorhanden

Diagnostisches Vorgehen:

  1. Anamnese:
  • Abgrenzung von Hitzewallungen (Menopause), Infektfieber, gewollter Gewichtsabnahme.
  • Wichtige Hinweise: Reiseanamnese, Risikoverhalten, Tuberkulose-Exposition, Lymphadenopathie, Splenomegalie, Alkohol-induzierte Schmerzen bei Hodgkin-Lymphom.
  • Medikamentenanamnese (z. B. Antidepressiva → Nachtschweiß).

2. Körperliche Untersuchung: Untersuchung aller Lymphknoten, Milzgröße, Lunge, Herz.

3. Labor: Blutbild, Leber-/Nierenwerte, LDH, Harnsäure, Gerinnung, BSG, CRP, Eiweißelektrophorese.

4. Mikrobiologie/Serologie: Blut- und Urinkulturen, ggf. HIV, Hepatitis C, EBV, Tuberkulintest oder IGRA.

5. Bildgebung: Abdomen-Sonografie (obligat), Röntgen-Thorax (bei V. a. TBC), CT/PET-CT bei Tumorverdacht, Echo bei Endokarditisverdacht.

6. Weitere Diagnostik: Endoskopie, Knochenmarkpunktion bei Verdacht auf hämatologische Neoplasien.

7-. Differenzialdiagnosen:
Neben Lymphomen und Tuberkulose auch:

  • Infektionen: Abszesse, Endokarditis, Osteomyelitis, Brucellose, HIV, Hepatitis C
  • Malignome: solide Tumoren, Leukämien
  • Sonstige: Sarkoidose, rheumatische Erkrankungen, endokrine Störungen (Hyperthyreose, Phäochromozytom), Medikamentennebenwirkungen, Drogen-/Alkoholkonsum, Menopause.

8. Therapie und Nachsorge:
Immer ursachenbezogen – Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung.
Verlauf und Prognose hängen direkt von der zugrunde liegenden Diagnose ab.

Die B-Symptomatik ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein wichtiger diagnostischer Hinweis. Sie sollte stets Anlass für eine systematische Abklärung geben, da sie häufig auf Lymphome oder Tuberkulose zurückgeht, aber auch viele andere Ursachen haben kann.

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