Patienten mit unklarer Vigilanzminderung, Delir oder Koma: Alltag in der Notaufnahme – doch was, wenn die Ursache trotz umfassender Diagnostik unklar bleibt? Das zentrale anticholinerge Syndrom (ZAS) ist eine oft übersehene, aber potenziell lebensbedrohliche Differenzialdiagnose. Die zielgerichtete Therapie mit dem Antidot Physostigmin kann die Symptome häufig effektiver kontrollieren als Benzodiazepine.
Ein aktueller Artikel von Christoph Hüser und Stefanie Bentele in der Notaufnahme up2date fasst nun die Diagnostik und Therapie zum zentralen anticholinergen Syndrom. (ZAS) zusammen:
Hüser C, Bentele S.
SOP Anticholingeres Toxidrom.
Notaufnahme up2date 2025, online (Open Access: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2444-3839.pdf)
FA ZIT
- Periphere Symptome oder milde zentrale Symptome eines anticholinergen Syndroms können zunächst rein symptomatisch behandelt werden.
- Gefährlich ist das schwere ZAS, welches sich typischerweise in einem hyperaktiven Delir äußert und insbesondere bei älteren Patienten als Differenzialdiagnose erwogen werden sollte.
- Durch Gabe des Antidots Physostigmin unter Monitorkontrolle kann das ZAS besser als mit Benzodiazepinen allein kontrolliert werden.
- Vor allem bei zu rascher Applikation oder Überdosierung von Physostigmin treten als Nebenwirkungen Hypersalivation, vermehrtes Schwitzen und Erbrechen auf, Vorsicht ist zudem bei erhöhtem Krampfrisiko und Bradykardie geboten.