Hypocalcämie bei Traumapatienten bei Ankunft im Schockraum

Ein Gastbeitrag von Stefanie Maier, Ulm                       Calzium ist elementarer Bestandteil der Gerinnungskaskade durch Aktivierung der Thrombozyten und als Co-Enzym bei der Umwandlung wichtiger Gerinnungsfaktoren in ihre aktive Form (z.B. Faktor X zu Faktor Xa).

In den vergangenen Jahren wurde die letale Trias des Traumas aus Hypothermie, Koagulopathie und Azidose um die Hypocalziämie erweitert; aus der letalen Trias wird ein letaler Diamant. Eine Hypocalcämie ist bei polytraumatisierten Patienten häufig und mit einer höheren Gesamtmortalität und einer höheren Transfusionsrate assoziiert. Zusätzlich befinden sich in verschiedenen Blutprodukten erhebliche Mengen Citrat als Antikoagulans. Da dies wiederum Hypocalcämien bedingen kann, gehört die routinemäßige Gabe von Calcium zu jedem Massentransfusionsprotokoll.

Prähospitale Bluttransfusionen werden zunehmend in die Versorgung von Traumapatienten etabliert. Bislang gibt es keine Daten dazu, ob eine Hypocalcämie durch die Gabe citrathaltiger Blutprodukte häufiger und/oder ausgeprägter ist.

Rushton et al. führten eine systemische Übersichtsarbeit durch, in der unterschiedliche Meta-Analysen einbezogen wurden. Es wurde das ionisierte Calcium (iCa) bei Traumapatienten, die prähospital Blutprodukte erhalten haben mit denen verglichen, die keine erhalten haben:

Rushton TJ, Tian DH, Baron A, Hess JR, Burns B.

Hypocalcaemia upon arrival (HUA) in trauma patients who did and did not receive prehospital blood products: a systematic review and meta-analysis.

Eur J Trauma Emerg Surg. 2024; 50: 1419-1429 – open access

Das primäre Ziel der Arbeit war der Vergleich des iCa zwischen diesen Patientengruppen. Zu den sekundären Zielen zählte die Untersuchung von Zusammenhängen mit der Schwere der Verletzung, Art der Verletzung, Mortalität und dem innerklinischen Transfusionsbedarfs.

In die Übersichtsarbeit einbezogen wurden randomisierte und nicht-randomisierte kontrollierte Studien, Kohorten-, Querschnitts- und retrospektive Studien. Einschlusskriterien der Studienteilnehmer waren Traumapatienten mit einem Injury Severity Score (ISS) ³ 15 und bei denen bei Ankunft in der Klinik das iCa gemessen wurde.

Ergebnisse

14 Studien wurden in die systematische Übersichtsarbeit aufgenommen. Davon waren 2 Arbeiten ausschließlich mit einer Transfusionskohorte, 7 aus einer Nicht-Transfusionskohorte und 7 waren vergleichende Studien:

  • Der aggregierte mittlere ISS betrug 27 (95% CI 26,5-27,5; I = 98%; 2698 Patienten)
  • 9 Studien berichteten über einen mittleren iCa-Wert bei Ankunft in der Klinik von 1,08 mmol/l (95 % CI 1,02-1,13; I2 = 99 %; 2087 Patienten)
  • in der Untergruppenanalyse der Patienten, die keine prähospitale Bluttransfusion erhalten hatten, lag der mittlere iCa-Wert bei 1,07 mmol/L (95 % CI 1,01-1,14; I2 = 99 %, 1661 Patienten)
  • Patienten, die in 3 Vergleichsstudien eine prähospitale Bluttransfusion erhielten, hatten beim Eintreffen einen statistisch signifikant niedrigeren iCa-Wert als Patienten, die keine Transfusion erhielten (mittlerer Unterschied – 0,03 mmoL/L, 95% CI – 0,04 bis – 0,03, I2 = 0%, p = 0,001, 561 Patienten)
  • in einer Bayes’schen Meta-Analyse betrug die Posteriorwahrscheinlichkeit, dass die prähospitale Transfusion den iCa-Wert bei Ankunft reduzierte 76,8 %.

Faziz

Bei Traumapatienten werden häufig Hypocalcämien bei Ankunft im Schockraum gemessen. Bei Patienten, die prähospital citrathaltige Blutprodukte erhalten haben, waren diese signifikant ausgeprägter.

Die Autoren fordern für die Zukunft eine international festgelegte Definition für die Hypocalcämie bei Traumapatienten sowie eine routinemäßige Erfassung in den Trauma-Registern, um diese mit anderen Variablen korrelieren zu können.

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