Der Springer-Verlag hat ein Leitthemenheft seines Journals Notfall- und Rettungsmedizin zu Atemwegssicherung und Narkose herausgegeben.
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Atemwegssicherung und Narkose sind wesentliche Kernkompetenzen in der Notfall und Akutmedizin. Zwar wird von Zeit zu Zeit wiederkehrend darüber diskutiert, ob diese Maßnahmen in der prähospitalen Versorgung das Behandlungsergebnis bei Patienten verbessern, letztlich jedoch wurde
bewiesen, dass prähospital indizierte Maßnahmen auch dort durchgeführt werden müssen und dabei nicht notwendigerweise eine relevante Verzögerung auftritt [1]. Entsprechend erfahren täglich zahllose Patienten vom Kleinkind bis zum Greis Narkose und Atemwegssicherung außerhalb der operativen Anästhesie, auf Intensivstation, in den Notfallaufnahmen und im Notarztdienst.
Dabei sind die Durchführenden nicht immer nur in diesen Verfahren routinierte Anästhesisten, sondern Notfallmediziner aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und unter Umständen auch Notfallsanitäter. Fehlversuche bei der Intubation werden dabei in bis zu einem Drittel der Fälle beschrieben und bereits mit dem zweiten Intubationsversuch steigt das Risiko für Komplikationen um das Dreifache [2, 3]; Sakles formuliert deshalb die Notwendigkeit einer erfolgreichen Atemwegssicherung im ersten Versuch („first pass success“; [4]).
Für dieses Ziel stehen verschiedene Techniken und Hilfsmittel zur Verfügung, deren Auswahl sich an der Situation des Patienten ebenso orientiert wie an der Routine und Kompetenz der Durchführenden.
Da die Herausforderungen im Notfall ideal in einem interprofessionellen Team aus Notfallsanitätern und Notärzten gemeistert werden können, kommen in diesem Schwerpunktheft nicht nur Notärzte, sondern eben auch die Notfallsanitäter zu Wort, die gerade bei Narkose und Atemwegssicherung im Notfall eine entscheidende Rolle spielen. Dieser Teamgedanke sollte nach Meinung der Herausgeber bereits in der Ausbildung
greifen. Nach dem Motto „train as you fight and fight as you train“ sollten Notfallnarkose und Atemwegsmanagement gemeinsam geübt und idealerweise auch im klinischen Umfeld gemeinsam trainiert werden, um den besonderen Herausforderungen der Notfallmedizin auch gemeinsam begegnen zu können. Als Trainingskonzept bietet sich in diesem Zusammenhang unter anderem der Kurs „Atemwegsmanagement und Narkose in Notfall- und Akutmedizin“ (ANNA) an, der von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) e.V. angeboten wird.
Aktuellen Publikationen zufolge muss davon ausgegangen werden, dass unter Verwendung der Videolaryngoskopie die Chance auf einen „first pass success“ signifikant höher ist [5]. Aber dieses Verfahren erfordert fundierte Ausbildung, regelmäßiges Training und Routine, um es sicher anzuwenden. Da es auch mit der Videolaryngoskopie keine 100%ige Garantie für eine erfolgreiche Intubation gibt, müssen trotz der zunehmenden Verbreitung von Videolaryngoskopen alternative Techniken der Atemwegssicherung – der Einsatz von extraglottischen Atemwegshilfen, die Beutel-Masken-Beatmung sowie die chirurgische Atemwegssicherung – ebenso gemeinsam trainiert und beherrscht werden, um für die uns anvertrauten Patienten die höchstmögliche Sicherheit zu bieten.
Mit diesem Heft wird das weite Feld der Atemwegssicherung im Notfall durch ein kompetentes Autorenfeld interdisziplinär und interprofessionell beleuchtet: Andreas Schubert und Hannes Breitinger betrachten die Aufgaben des Notfallsanitäters und unterstreichen den interprofessionellen Teamgedanken beim Atemwegsmanagement im Notfall. Die Kollegen um Jürgen Knapp diskutieren Vor- und Nachteile der Videolaryngoskopie, während ein Team um Gerrit Jansen sich kritisch mit den supraglottischen Atemwegshilfsmitteln auseinandersetzt. Valentin Ostermaier und Kollegen fassen die Empfehlungen für die chirurgische Atemwegssicherung als Ultima Ratio zusammen. Das Risiko von Fixierungsfehlern besonders beim Atemwegsmanagement von Kindern beleuchten Sophie Blatt und Kollegen. Schließlich beschreiben Maximilian Feth und Kollegen, wie eine fundierte Ausbildung für das Atemwegsmanagement im Notfall aussehen kann.
- Kulla M, Helm M, Lefering R, Walcher F (2012) Prehospital endotracheal intubation and chest tubing does not prolong the overall resuscitation time of severely injured patients: a retrospective, multicentre study of the trauma registry of the German society of trauma surgery. Emerg Med J 29: 497–501
- Mort TC (2004) Emergency tracheal intubation: complications associated with repeated laryngoscopic attempts. Anesth Analg 99: 607–613
- Russotto V, Myatra SN, Laffey JG et al (2021) Intubation practices and adverse peri-intubation events in critically ill patients from 29 countries. JAMA 325: 1164–1172
- Sakles JC, Chiu S, Mosier J, Walker C, Stolz U (2013) The importance of first pass success when performing orotracheal intubation in the emergency department. Acad Emerg Med 20: 71–78
- Prekker ME et al (2023) Video versus direct laryngoscopy for tracheal intubation of critically ill adults. N Engl J Med 389: 418–429