Notfallortanalyse

CPREin Beitrag von Ulf Harding, Wolfsburg:

Das Überleben nach Kreislaufstillstand hängt entscheidend vom frühen Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen ab. Neben Laienreanimation ist auch die Eintreffzeit des Rettungsdienstes ein prognostischer Faktor. In den letzten Jahren wurden verschiedene Maßnahmen wie public-access-defibrillation (PAD) zur Verkürzung des therapiefreien Intervalls getroffen.

Hanefeld und Kollegen aus Bochum haben in einer Arbeit die Lokalisation und die Zeit von Herz-Kreislauf-Stillständen im Stadtgebiet von Bochum analysiert.

Hanefeld C, et al. Notfallortanalyse von Herz-Kreislauf-Stillständen in einer deutschen Großstadt. Med Klin Intensivmed Notfmed2018 · 113:560–566. DOI 10.1007/s00063-017-0313-x

Hintergrund war die Frage, ob sich nach Analyse der Lokalisationen die Eintreffzeiten des Rettungsdienstes verkürzen und der Zugang zu einem AED für Ersthelfer verbessern lassen können.

In Bochum stehen 175 AED an verschiedenen Orten, meist mit hohem Publikumsverkehr, für eine Public-access-defibrillation zur Verfügung. Die Anschaffung erfolgte ohne strategische Planung der örtlichen Verteilung und bedingt eine unterschiedliche Verfügbarkeit. Die Eintreffzeit des Rettungsdienstes liegt in 91% innerhalb von 10 Minuten.

Eine kurze Zusammenfassung der Arbeit:

  • Auswertung von 34.078 Einsätzen im Jahr 2011 und Identifikation von 299 Reanimationen
  • Ausschluss von Fällen mit nichtkardialer Ursachen für Kreislaufstillstände sowie Kinderreanimationen
  • Digitale Darstellung der Einsatzorte und Erfassung der Räumlichkeit (Straße, Einkaufszentrum, Praxis etc.)

Ergebnisse:

  • 81% (242) der Kreislaufstillstände traten tagsüber auf (8-20 Uhr)
  • 84% (252) traten im privaten Umfeld auf (einschließlich 36 Reanimationen in Seniorenheimen)
  • 4,3% (13) Reanimationen in Arztpraxen
  • 16% (47) Reanimationen an öffentlichen Orten, davon 4 in Sportstätten
  • Häufung von Einsätzen im Stadtteilzentren und an Hauptverkehrsverbindungen
  • Von den 47 Reanimationen an öffentlichen Orten fanden 41 (87%) zwischen 8 und 20 Uhr statt

Was zeigt die Studie:

  • Kreislaufstillstände werden tagsüber häufiger beobachtet
  • Eine räumliche Analyse des Auftretens von Kreislaufstillstände kann Informationen zur Planung von Rettungsmittelstandorten und AEDs liefern, die zu einer Verkürzung der Eintreffzeiten beitragen können
  • Neben einem PAD-Programm könnten insbesondere Polizisten in Basismaßahmen geschult werden, da die Polizei in Stadtteilzentren mit Häufung von Reanimationseinsätzen in der Regel präsent ist
  • Seniorenheime könnten weitere geeignete Standorte für PAD sein, sollten aber gleichzeitig ein Beratungsangebot für die Bewohner im Sinne eines advanced-care-planning anbieten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.