Strukturierte Auswertung lebensbedrohlicher Einsatzlagen

Die Terroranschläge und Amoktaten der letzten Jahre haben sehr deutlich gezeigt, wie bedeutend die Auseinandersetzung mit der Thematik „lebensbedrohliche Einsätze im zivilen Rettungsdienst“ ist, und wie dringend Konzepte für die Bewältigung solcher Lagen kontinuierlich verbessert und angepasst werden müssen. Dennoch gibt es derzeit keine systematischen Berichte und Auswertungen der jüngsten lebensbedrohlichen Einsatzlagen. Wurmb et al. haben den Terroranschlag von Würzburg im Juli 2016 und den damit verbundenen Einsatz der Rettungskräfte anhand von neu definierten Qualitätskriterien vollständig auswertet und die daraus resultierenden „lessons learned“ veröffentlicht:

Wurmb T et al. Structured analysis, evaluation and report of the emergency response to a terrorist attack in Wuerzburg, Germany using a new template of standardised quality indicators. SJTREM 2018; 26:87 (PDF)

Die fünf wichtigsten Erkenntnisse werden von den Autoren wie folgt beschrieben:

  • Ein Einsatzkonzept für lebensbedrohliche Einsatzlagen ist eine essentielle Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung solcher Einsätze. Dieses Konzept muss allen beteiligten Kräften bekannt sein.
  • Die Einrichtung eines prioritären Kommunikationsweges (Stichwort „rotes Telefon“) zwischen der Leitstelle der Polizei und der Leitstelle Rettungsdienst/Feuerwehr ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Das Ziel dieser Kommunikation ist die kontinuierliche Informationsbündelung, die sich auf wenige und klar definierte Funktionen beschränkt.
  • Die Raumordnung muss von der Polizei festgelegt und dann mit den anderen Einsatzkräften abgestimmt und kommuniziert werden.
  • Um den Einsatz erfolgreich führen zu können, muss eine klar definierte Kommunikationsstruktur zwischen der polizeilichen und nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr etabliert sein.
  • Die im Vorfeld festgelegten Einsatzziele und Strategien müssen gemeinsam geübt und trainiert werden.

In Zukunft ist es wichtig lebensbedrohliche Einsatzlagen systematisch aufzuarbeiten und damit auch vergleichbar zu machen. Wurmb et al. haben ein Beispiel gegeben, wie so eine Auswertung möglich ist. Die verwendeten Qualitätsindikatoren sind problemlos auf andere lebensbedrohliche Einsatzlagen anwendbar und können hierfür als Mustervorlage dienen.

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