ASS beim Akuten Koronarsyndrom: Ja, und wie?

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz:

Die ESC-Leitlinien zum akuten Koronarsyndrom (ACS) empfehlen die Gabe von 150-300 mg Acetylsalicylsäure (ASS) oral oder 75-250 mg i.v. zur Thrombozytenaggregationshemmung so früh wie möglich (Klasse I, Empfehlungsgrad B).

In der ACUTE-Studie wurde der Beginn des thrombozytenhemmenden Effekts nach Gabe von 250 mg ASS i.v., 500 mg ASS i.v. oder 300 mg ASS p.o. bei 270 Patienten mit ACS, die vorher noch kein ASS eingenommen haben, untersucht.

Zeymer U et al.: Prospective, randomised trial of the time dependent antiplatelet effects of 500 mg and 250 mg acetylsalicylic acid i. v. and 300 mg p. o. in ACS (ACUTE). Thromb Haemostasis 2017;117:625–635.


Die ACUTE-Studie kurz zusammengefasst:

  • prospektive, randomisiert Verum-kontrollierte Multicenter-Studie
  • 3 Studienarme:
    • 500 mg ASS i.v. (n=86) vs.
    • 250 mg ASS i.v. (n=82) vs.
    • 300 mg ASS p.o. (n=95)
  • primärer Outcome-Parameter:
    • Konzentration von Thromboxan B2 (TXB2) 5 min nach ASS-Gabe
  • sekundärer Outcome-Parameter:
    • Konzentration von Thromboxan B2 (TXB2) 5 min nach ASS-Gabe
    • funktionelle Plättchenaggregation im ASPItest (Multiplate®)
    • kombinierter Endpunkt kardiovaskulärer Ereignisse (Myokardinfarkt, Schlaganfall, Tod)
    • Blutungungsereignisse (einschließlich intrazerebraler Blutungen)
  • Demographischen Daten, BMI, Komorbiditäten, Dauermedikation und Aufnahme-Diagnosen (STEMI/NSTEMI/instabile Angina pectoris) der randomisierten Patienten waren vergleichbar
  • Es zeigte sich im primären Endpunkt eine signifikant stärkere Senkung des TXB2-Spiegels im Serum (in ng/ml) der Patienten bei intravenöser Gabe von ASS im Vergleich zur oralen Gabe 5 min nach der Applikation ebenso wie 20 min nach der Medikamentengabe (p<0,0001).

  • Auch im ASPItest zeigte sich eine deutlich schnellere Wirkung auf die Thrombozytenfunktion bei intravenöser Gabe von ASS als bei oraler Gabe sowohl 5 min als auch 20 min nach Medikamentengabe (p<0,0001). Die Angabe erfolgt in Units (Area under the curve):

  • Hinsichtlich klinischer Endpunkte (kardiovaskuläre Ereignisse, Tod, Blutungen) zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Fazit für die Praxis: ASS soll bei ACS so frühzeitig wie möglich, am besten schon prähospital, gegeben werden. Damit das Medikament aber dann auch so schnell wie möglich seine Wirkung entfalten kann, legt die ACUTE-Studie dringend die intravenöse Gabe von ASS nahe. Einen nachteiligen Effekt bezüglich des Blutungsrisikos scheint nicht zu bestehen. Hier muss allerdings als Einschränkung die geringe Patientenzahl je Studienarm berücksichtigt werden.


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