Duncker und Kollegen aus der Medizinischen Hochschule Hannover haben folgenden interessanten Artikel verfasst:
Duncker D et al. Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen Was ist gesichert in der Therapie? Internist 2017, online
Ventrikuläre Arrhythmien umfassen:
- asymptomatische potenziell benigne und symptomatische ventrikuläre Extrasystolen (VES)
- ventrikuläre Tachykardien (VT)
- Kammerflimmern (VF)
- und plötzlichen Herztod
Diagnostik:
- 12-Kanal-EKG: sollte immer aufgezeichnet werden (Differenzialdiagnostik):
- Diskrimination der supraventrikulären vs. ventrikulären Breitkomplextachykardie und / oder
- Ursprungslokalisation der ventrikulären Extrasystolie
- Pathognomonische Veränderungen:
- Epsilonwellen und Endstreckenveränderungen bei arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie (ARVC)
- Typ-1-Brugada-EKG,
- pathologische QT-Verlängerungen oder -Verkürzungen,
- idiopathische rechts- oder linksventrikuläre Tachykardien,
- bidirektionale Tachykardien oder
- Torsade-de-pointes-Tachykardien.
Anamnese:
- Myokardinfarkt: Narbenassoziierte VT
- Synkopen oder Präsynkopen: Verschiedene Ätiologien
- Palpitationen bei Belastung: katecholaminerge polymorphe Kammertachykardie (CPVT)
Familienanamnese:
- Plötzliche Herztode: Hereditäre strukturelle oder elektrische Kardiomyopathien
- Koronare Herzkrankheit: Narbenassoziierte VT
- Andere Kardiomyopathien: hypertrophe Kardiomyopathie, dilatative Kardiomyopathie, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, Non-compaction-Kardiomyopathie, Speichererkrankungen
Medikation:
- QT-verlängernde Medikamente: Long-QT-Syndrom
- Natriumkanalblocker: Brugada-Syndrom
Interpretation des Ruhe-EKG:
- Q-Zacken: Narbenassoziierte VT
- QT-Verlängerung: Long-QT-Syndrom
- QT-Verkürzung: Short-QT-Syndrom
- ST-Strecken-Erhöhung: V1–3 Brugada-Syndrom
- Epsilonwelle/T-Wellen-Inversion anterior: Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
- Frühe Repolarisation: Frühe Repolarisationssyndrome
- selten sind VTs idiopathisch, die meisten Patienten mit VTs weisen eine strukturelle Herzerkrankung auf (meist ischämische Kardiomyopathie)
- teilweise tragen die Patienten einen ICD, die adäquate Schockabgabe des ICD ist mit einer schlechten Prognose assoziiert (auch wenn der plötzliche Herztod vermieden wird)
- für Patienten mit einem transienten oder (noch) unbekannten Risiko des plötzlichen Herztods ist seit einigen Jahren eine tragbare Defibrillatorweste zur Vermeidung eines plötzlichen arrhythmiebedingten Todes verfügbar
- eine optimale (aber zeitintensive) Herzinsuffizienztherapie soll die Notwendigkeit der ICD-Implantation reduzieren, aber unter Nutzung tragbarer Defibrillatorwesten