Die Etablierung eines periphervenösen Zuganges und die Gabe von Medikamenten gehört fast zu jeder Notfallversorgung dazu. Um so wichtiger, dass man sich mit den Empfehlungen des Arbeitskreis „Krankenhaus- und Praxishygiene“ der AWMF auseinandersetzt:
S1 Leitlinie: Hygienemaßnahmen bei intravasalen Punktionen und intravasaler Medikamentenapplikation. AWMF-Leitlinien-Register Nr 029/015 (PDF)
Hierin sind Empfehlungen zu folgenden Punkten zu finden:
- periphere Veneverweilkanüle (PVK), Einmalpunktion
- Zentraler Venenkatheter (ZVK)
Hier ein paar Fakts:
- 30-70% aller stationären Patienten erhalten mindestens 1 PVK im Krankenhaus
- lebensbedrohliche Blutstrominfektionen durch PVK betragen 0,5/1.000 Kathetertage
- infektpräventive Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung
- Kontraindiziert sind PVK-Anlagen in geschädigten oder infizierten Hautarealen (Ausnahme: Verbrennungspatienten)
- vor PVK-Anlage hygienische Händedesinfektion
- bei längerer Liegedauer PVK’s bevorzugt an Handrücken und Unterarm anlegen
- Punktionsgebiet großzügig freilegen (Vermeidung einer Kontamination durch Kleidung oder Bettwäsche)
- Punktionsstelle großzügig mit einem zugelassenen Hautantiseptikum unter Beachtung der Einwirkzeit desinfizieren
- bei Verschmutzung ist die Punktionsstelle vorher zu reinigen, störende Behaarung vor Reinigung und Desinfektion zu entfernen.
- Punktionsstelle nach Desinfektion nicht mehr palpieren!
- Abdeckung des Areals um die Einstichstelle ist nicht erforderlich
- cave: Einmalhandschuhe zum Personalschutz vor blutassoziierten Erregern tragen
- auch bei PVK’s das Anlagedatums dokumentieren
- bei Einmalpunktion Wundschnellverband
- bei PVK’s muß die Punktionsstelle steril abgedeckt sein (auch Gaze-oder Folienverbände: Folienverbände müssen seltener gewechselt werden und ermöglichen die Inspektion der Eintrittsstelle)
- für die Fixierung von PVK’s punktionsnah keine unsterilen Pflasterstreifen verwenden
- Verband täglich inspizieren, bei Gazeverbänden und ansprechbarem Patienten Einstichstelle einmal täglich palpieren (Palpationsschmerz)
- Verbandswechsel erfolgt in „no-touch-Technik“ Gazeverbände bei PVK ohne Verdacht auf lokale Komplikation alle 72 h,
- Folienverbände alle 7 Tage (Herstellerangaben beachten!) Bei Verdacht auf Infektion, Durchfeuchtung, Verschmutzung oder Ablösung muß ein Verbandswechsel erfolgen.
- Vor und nach jedem Verbandswechsel hygienische Händedesinfektion.
- Dokumentation des Verbandswechsels
- Indikation für eine periphere Venenverweilkanüle muß täglich überprüft werden
- auf Mandrins zum Verschluß „ruhender“ PVK’s sollte aus infektionspräventiver Sicht verzichtet werden:
- da zur Plazierung des Mandrins unmittelbar am Katheterhub manipuliert wird (Kontamination),
- bis der Mandrin eingeführt ist häufig Blut in die Kanüle zurückfließt
- an der Spitze des Mandrins häufig Blutgerinnsel nachgewiesen werden
- Nutzen eines elektiven Wechsels der PVK nach 72 oder 96 h zur Infektionsprävention ist nicht nachgewiesen.
- Applikation von Medikamenten sollte bei PVK’s über Infusionssysteme mit Zuspritzmöglichkeit, z.B. Dreiwegehähne erfolgen.
- in Studien konnte gezeigt werden, dass ca 5-20% der Dreiwegehähne und Katheterhubs während des Gebrauchs mikrobiell besiedelt werden können, daher wird vor jeder Manipulation eine Desinfektion (Sprüh-oder Wischdesinfektion) von Katheterhubs und Zuspritzstellen empfohlen. Das „wie“ wird allerdings immer noch kontrovers diskutiert.
- vor allen Manipulationen an Zuspritzstellen hygienische Händedesinfektion
- nach Applikation Durchspülen mit steriler Kochsalzlösung
- Infektionspräventiver Effekt von Nadelfreie Konnektionsventile an Hubs oder Dreiwegehähnen ist nicht eindeutig nachgewiesen
- Verschlussstopfen müssen steril sein und werden nicht wiederverwendet.
- Effektivität von Verschlussstopfen, die an der inneren Oberfläche ein Antiseptikum freisetzen ist klinisch noch unzureichend untersucht. Eine Studie konnte bei Verwendung antimikrobiell wirksamer Verschlusskappen einen infektionspräventiven Effekt nachweisen.
- Zur Zeit gibt es aus infektionspräventiver Sicht keine Empfehlung zum routinemäßigen Einsatz von In-Line-Filtern.
Lesen Sie die gesamte Empfehlung (auch für ZVK-Anlagen) unter: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/029-015.html