Schweißer mit grippalem Infekt ?

Bildschirmfoto 2016-03-13 um 04.29.18In der Notaufnahme wird ein Patient vorstellig, der sich mit gering erhöhter Temperatur, Unwohlsein und Muskel-/Gliederschmerzen vorstellt.
Ihre Diagnose? Immer „Grippaler Infekt“?

Gehen wir noch einmal ein bisschen in die Anamnese. Es ist Freitagabend um 19:00 h, der Patient, von Beruf „Schweißer“, habe den ganzen Tag beschichtete Metallgestänge geschweisst. Der Patient berichtet, dass dies üblicherweise nicht ohne Abzug zu erfolgen habe, aber das dies gerade nicht vor Ort war und die Arbeit fertig werden musste. Im Tagesverlauf habe der Patient dann Unwohlsein und Fieber entwickelt, Abends habe er dann beim Duschen einen „Präkollaps“ erlitten und sich dann in der Notaufnahme mit Schwindel, Unwohlsein, Muskel- und Gliederschmerzen vorgestellt.

Ihr stringende und standardisierte körperliche Untersuchung ist unauffällig, die venöse Blutgasanalyse zeigt einen kompensierten Säure-Basen-Haushalt und eine CO-Intoxikation kann ausgeschlossen werden. Das EKG ist unauffällig.

Bei einer Temperatur von 37,8°C und einer Leukozystose von 11 stellen Sie einen V.a.:

 Metalldampffieber

Hier ein paar Informationen:

  • Verschiedene Metall-und Metalloiddämpfe können nach Bindung an Blütenweiße nach einer bestimmten Latenz (3-8 h) eine allergische Fieberreaktion auslösen.
  • Folgeerkrankungen sind nicht zu erwarten.
  • cave: toxische Effekte von Metallen (zB Cadmium, Zinkchlorid)

Symptomatik:

  • Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Durst, Kopfschmerzen, Schwitzen, Metallgeschmack
  • ggf. Husten, leichte Dyspnoe (aber keine Hypoxie), cave: allergische Alveolitis oder Bronchospastik bei toxischen Lungenödem
  • Polyserositis (zB Pericarditis, Pleuritis, Pneumonitis), ggf. aseptische Meningitis
  • typischerweise 3-6 (-10) h nach Schweißarbeiten mit Einatmung von Metalloiddämpfen tritt ein Fieberanstieg und Schüttelfrost auf sowie Gliederschmerzen
  • Toleranzentwicklung beim täglichen Schweißarbeiten, dann keine Symptomatik mehr
  • nach längeren Unterbrechungen (zB Urlaub, Krankheit) bei erneuter Exposition erneute Symptomatik

Labor:

  • Leukozytose 10-30 für 1-3 Tage

Prognose/Verlauf:

  • spontane Rückbildung innerhalb von 24-36 (48) h

Therapie:

  • symptomatische Therapie, Bettruhe, ASS oder Paracetamol bei Gliederschmerzen und Fieber
  • bei Bronchospastik und/oder Hypoxie: cave: toxisches Lungenödem (oder andere Genese) mit spezifischer Therapie

Weitere Informationen zum Metalldampffieber.


Kontakt zu Giftnotrufzentralen in Deutschland.

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