Palliativmedizinisches Wissen und palliativmedizinische Strukturen in deutschen Notaufnahmen

Patienten mit lebenslimitierenden/palliativen Erkrankungen stellen eine Herausforderung für die Klinische Akut- und Notfallmedizin dar, denn trotz zunehmend ausgebauter Strukturen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) ist die Notaufnahme bei Symptomexazerbationen oder Überlastung der Angehörigen häufig erste Anlaufstelle. Da hier ebenso lebenslimitierende Erkrankungen erstdiagnostiziert und Therapieziele angepasst werden, scheint eine frühzeitige Anbindung von Notfallpatient:innen an palliativmedizinische Strukturen prognostisch günstig. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Erhebung einer Ist-Analyse zur Verfügbarkeit palliativmedizinischer Basiskenntnisse sowie palliativmedizinischer Strukturen in der Klinischen Akut- und Notfallmedizin.

Böhm L, et al. Befragung zum Vorhandensein palliativmedizinischen Wissens sowie palliativmedizinischer Strukturen in deutschen Notaufnahmen. Anaesthesiologie, online, https://link.springer.com/article/10.1007/s00101-023-01356-3

Hierzu wurde über notfallmedizinische Blogs eine Online-Befragung an in Notaufnahmen tätige Ärzt:innen adressiert. Insgesamt konnten 383 vollständig ausgefüllte Fragebogen ausgewertet werden.

Abb.1: Charakteristika der 383 TeilnehmerInnen der Online-Evaluation

Es zeigte sich, dass die Befragten häufig palliative Krankheitssituationen erleben und behandeln. Ambulante und stationäre Ressourcen sind hingegen nicht flächendeckend verfügbar, und dort, wo z. B. Konsildienste verfügbar sind, herrscht Uneinigkeit darüber, wann sie in Anspruch genommen werden sollten. Strukturen für den unmittelbaren Sterbeprozess sind größtenteils vorhanden, allerdings fehlen häufig die Ressourcen Zeit und Personal. Es besteht ein Interesse an palliativmedizinischer Fort- und Weiterbildung.

Fazit: Da Notaufnahmen die entscheidende Schnittstelle zwischen der ambulanten und stationären Versorgung sind, können hier durch einen interdisziplinären und ganzheitlichen Ansatz frühzeitig Weichen für die weitere Versorgung gestellt werden, von dem Patient:innen mit Palliativbedarf profitieren können.

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