„Schlag`s nach“ – Kitteltaschenbuch zum Download

Ein Gastbeitrag von Melanie Barby, Ulm                 Free Open Access Medical (FOAM) Education beschränkt sich bisher aufs Internet. Den Notfallsanitätern Anton, Franziska und Kevin war das fürs Nachschlagen im Notfall nicht genug. Deshalb haben die drei jene Inhalte, die sie sich selbst zum Nachschlagen wünschten, gesammelt und in einem PDF zusammengeführt, welches sie kostenlos auf der Seite www.schlagsnach.com zum Download anbieten.

Schlag‘s nach

von Anton Hauns, Kevin Stiller u. Franziska Wolf

197 Seiten

Für all jene, die dieses PDF nicht einfach auf dem SmartPhone ablegen wollen, gibt es eine Druckanleitung dazu, mit der man sich selbst ein Kitteltaschenbuch erstellen kann. Alle Nutzer laden die drei zum „Crowd-sourced Peer Review“ ein, um das Projekt kontinuierlich zu verbessern.

Für meinen humanitären Hilfseinsatz als Ärztin der Bundeswehr nach dem Erdbeben in der Türkei habe ich mir dieses kleine Büchlein (Din A6) mit 197 Seiten eingepackt. Schnell erwies es sich als sehr nützlich.

Von einer Situation möchte ich im Folgenden berichten: in den Abendstunden kamen aufgelöste Eltern mit einem schreienden Kleinkind in unsere Behandlungseinheit. Durch unsere Übersetzer erfuhren wir, dass der 6 Monate alte Junge mit dem Gesicht in eine Pfanne gefallen sei. Wir sahen ein kraftvoll schreiendes Kind mit stark gerötetem und mit Blasen übersätem Gesicht. In der ersten körperlichen Untersuchung konnten wir keine Atemwegsproblematik feststellen, jedoch zunehmend Zeichen von Zentralisierung und Hypovolämie. Die Etablierung eines venösen Zugangs gestaltete sich schwierig, so dass wir initial eine nasale Schmerztherapie mittels Mucosal Atomization Device (MAD) und EsKetamin initiierten. In dieser Situation war mir dieser Ratgeber eine große Hilfe, da die nötigen Dosierungen sowohl für das MAD als auch für die intravenöse Applikation schnell nachzuschlagen sind. Nach erster Analgesie konnte ein intraossärer Zugang etabliert und eine Flüssigkeits- sowie weitere Schmerztherapie begonnen werden. Auch dafür gab es die passenden Informationen für Kinder in diesem Alter auf einer Seite zusammengefasst. Im Anschluss an die Stabilisierung des potentiell kritisch kranken Kleinkinds folgte die Verlegung an eine Verbrennungsintensivstation.

Dank „Schlag’s nach“ konnten in einem mit Kleinkindern großenteils unerfahrenem Team Dosierungen und die nötigen Atemwegshilfen (als Backup, bei bestehender Gefahr der Atemwegsverlegung) schnell und korrekt zusammengestellt werden.

Vermisst haben meine Kollegen und ich teilweise fehlende Abläufe, zum Beispiel für die Rapid Sequence Induction. Diese hätten wir im Anschluss an die sehr gut ausgearbeiteten Checklisten als passendes Add-On gesehen. Eine Farbcodierung der internationalen Medikamentenabkürzungen, in Verbindung mit einem seitlichen Register (zum schnelleren Finden der nötigen Medikamenteninformationen) hätten uns als i-Tüpfelchen gut gefallen; ein solches Register dürfte jedoch in einem selbst gedruckten Buch schwer umsetzbar sein.

Besonders positiv sind die ausführliche Medikamentensteckbriefe und die umfangreichen Kinderkarten hervorzuheben. Eine Zusammenführung dieser beiden, z.B. durch die Ergänzung der MAD-Dosierung im direkten Zusammenhang zur jeweiligen Kinderkarte könnte das zeitkritische Handeln weiter optimieren. Ein Schmunzeln hatte jeder von uns das ein oder andere Mal im Gesicht, da wir alle bei der Lektüre von „Schlag’s nach“ dazu lernen konnten bei teilweise neuen, hilfreichen Akronymen und Algorithmen.

Zusammenfassend ist dieses Handbuch mit ein paar wenigen Einschränkungen ein sehr praktischer Begleiter für prähospitale Notfallsituationen, sowohl für Rettungskräfte als auch für junge Notärzt*Innen. Der Preis für diese Informationen ist unschlagbar.

 

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