Die MIMO-Studie: Midazolam und Morphin bei Patienten im akuten kardinalen Lungenödem

Ein Beitrag von Dr. Stephanie Döll, Bad Berka:

Benzodiazepine werden seit Jahrzehnten als sichere Anxiolytika angewendet. Einige Autoren diskutierten, ob sie eine Alternative zu Morphin in der Behandlung des akuten kardinalen Lungenödems (acute cardiogenic pulmonary oedema -ACPE) sein könnten.

Domínguez-Rodríguez A et al. Midazolam versus morphine in acute cardiogenic pulmonary oedema: results of a multicentre, open-label, randomized controlled trial. European Journal of Heart Failure (2022). doi:10.1002/ejhf.2602

Die Autoren verglichen in ihrer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von Midazolam (MI) und Morphin (MO) bei Patienten im akuten kardinalen Lungenödem (ACPE).

Die MIMO-Studie wurde in den Notaufnahmen sieben spanischer Universitätskliniken durchgeführt. Zwischen Januar 2017 und Dezember 2020 wurden 1353 Patienten auf eine Studieneignung geprüft. Von diesen Patienten wurden 1242 ausgeschlossen, die Hälfte davon aus dem Grund, dass bereits prähospital Morphin appliziert wurde. Etwa ein Drittel wurde nicht berücksichtigt, da die Ursache des Lungenödems ein ST-Hebungsinfarkt war. Eingeschlossen wurden Patienten ≥18 Jahre, bei denen ein ACPE diagnostiziert wurde und sie unter Luftnot und Angst litten. Weitere Diagnosekriterien waren: plötzlich einsetzende Dyspnoe, dem Vorhandensein von beidseitigen Rasselgeräuschen, einer Atemfrequenz >25/min und einer pulsoxymetrisch gemessenen Sauerstoffsättigung von <90% unter Raumluft.

Die Randomisierung (1:1) erfolgte bei Eintreffen in der Notaufnahme. Die Patienten erhielten intravenös Midazolam oder Morphin. Auf einen Placebo-Arm wurde aufgrund des durch die ausgeprägte Luftnot bedingten hohen Leidensdrucks der Patienten als ethisch inakzeptabel eingestuft. Die initiale Behandlung erfolgte in der MIMO-Studie unabhängig von Morphin oder Midazolam zusätzlich mit einer intravenösen Gabe von Diuretika, einer nicht-invasiven Beatmung (NIV) und Vasodilatatoren (Nitroglycerin i.v.).

Die Wirksamkeit von MI oder MO wurde anhand der Krankenhausmortalität (primärer Endpunkt) beurteilt, während die Sicherheit durch die Meldung schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (serious adverse event – SAE) bewertet wurde. Der kombinierte Endpunkt ergab sich aus der 30-Tage-Mortalität und den SAE. Die Studie wurde nach einer geplanten Zwischenanalyse durch das „Safety Monitoring Committee“ (=unabhängige Gruppe von Experten, die die Daten einer klinischen Studie zur Patientensicherheit und Behandlungswirksamkeit überwachen) abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt waren 111 Patienten randomisiert worden: 55 zu Midazolam (MI) und 56 zu Morphin (MO). Beim primären Endpunkt (Krankenhausmortalität für MI vs. MO 12,7% vs. 17,9%, Risikoverhältnis (RR) 0,71, 95%-Konfidenzintervall (KI) 0,29-1,74; p= 0,60 gab es keine signifikanten Unterschiede. SAE waren unter MI im Vergleich zu MO weniger häufig (18,2% vs. 42,9%; RR 0,42, 95% KI 0,22-0,80; p=0,007, ebenso der kombinierte Endpunkt (23,6% vs. 44,6%; RR 0,53, 95% KI 0,30-0,92; p = 0,03).

Zusammenfassung: Obwohl die Anzahl der Patienten zu klein war um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen, und es keine signifikanten Sterblichkeitsunterschiede zwischen MI und MO gab, so wurde jedoch eine signifikant höhere Rate an SAE in der Morphin-Gruppe gefunden.

Und wo bliebe jetzt die Spannung, wenn ich an dieser Stelle die unerwünschten Nebenwirkungen aufzählen würde?! Dies ist der richtige Zeitpunkt um euch das Lesen der Studie zu empfehlen. Zusammengefasst und diskutiert werden sie auch im Artikel von Chioncel und Metra.
Chioncel O und Metra M. Morphine in acute pulmonary oedema: a signal of harm but more questions than answers. European Journal of Heart Failure (2022). doi:10.1002/ejhf.2698
Es lohnt sich in jedem Fall!

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