Elektrolytserie: Magnesium – Was für ein Element…

Basisinformation:

  • Magnesium trägt zur Funktionsfähigkeit der Na+-K+Pumpe bei (magnesiumabhängige ATPase) –> dies führt zum Aufbau eines elektrischen Gradienten über die Zellmembran und damit zur Aktivität elektrisch erregbaren Gewebes
  • Magnesium reguliert den Kalziumeinstrom in der glatten Muskelzelle (kardinale Kontraktilität und perohere Gefäßtonus
  • nur 1% liegt frei im Plasma vor (cave: trotz reduzierten Gesamtkörpermagensium kann die Konzentration im Plasma normal sein), 67% des Magnesiums liegt im Plasma in ionisierter Form, in 19% an Plasmaproteine und in 14% an Sulfat und Phosphat gebunden vor; Labore messen üblicherweise im Serum das Magnesium aus allen drei Fraktionen
  • Magnesium wird nur in geringen Mengen mit dem Urin ausgeschieden, bei Magensiummangel wird Magnesium in der Niere zurückgehalten und der Urin dann kaum noch Magnesium enthält (der Wert der Magnesiummenge im Urin ist aber von begrenzter Relevanz; bei extrarealen Ursachen des Magensiumsmangel ist der Urinwert von Relevanz)

Magnesiummangel:

  • bei 65% aller Intensivpatienten
  • jedoch liegt nicht immer eine Hypomagnesiämie vor (daher schwer festzustellen und häufig unterdiagnostiziert)
  • häufig begleitende weitere Elektrolytstörungen:
    • Kaliummangel in 40%: bei nicht auf Kaliumsubstitution reagierende Hypokaliämie sollte parallel Magensium appliziert werden
    • Phosphatmangel: Phosphatmangel verursacht Magensiummangel durch eine verstärkte renale Magnesiumausscheidung
    • Calziummangel (verursacht durch verminderte Ausschüttung von Parathormon): bei durch einen Mangensiummangel verursachte Hypocalzämie sollte Magnesium ausgeglichen werden

Häufige Ursachen für einen Magensiummangel:

  • Diuretikatherapie: Bei Hemmung der Natriumrückresorption kommt es parallel zu einer Hemmung der Magnesiumrückresorption (z.B. Furosemid, auch bei Thiazidduretika, nicht bei Spironolacton)
  • Antibiotikatherapie: z.B. Aminoglykoside, Amphotericin und Pentamidin
  • weitere Medikamente:
    • Protonenpumpeninhibitoren (erminderte Magnesiumresorption im Gastrointestinaltrakt),
    • Digitalis und Adrenalin (Shift von Magnesium in die Zelle),
    • Cisplatin und Ciclosporin (Förderung der renalen Magnesiumausscheidung)
  • Alkoholbedingte Erkrankungen: Magnesiummangel in 30% bei Alkoholmissbrauch und in 85% bei Delirium tremens, cave: Magnesium ist für die Umwandlung von Thiamin in Thiaminpyrophosphat wichtig, d.h. neben Thiamin sollte auch Magnesium bei Alkoholerkrankungen zugeführt werden
  • sekretorische Diarrhoe führt zu Magensiummangel (nicht aber Erbrechen)
  • Diabetes mellitus: vermutlich aufgrund der Glucosurie, cave: Insulininduzierter Shift von Magnesium in die Zelle
  • akuter Myokardinfarkt (vermutlich bedingt durch die begleitenden Katecholaminüberschuss)
  • Arrthythmien: Magnesiummangel fördert Tachyarrhythmien, Magnesiummangel fördert die kardiotoxische Wirkung von Digitalis, daher kann Magnesium bei digitalisinduzierten Rhythmusstörungen angewendet werden (Magnesium hat membranstabilisierende Wirkung)
  • neurologische Symptome (selten, unspezifisch): Bewusstseinsstörungen, generalisierte Krampfanfälle, Tremor und Hyperreflexie; reaktiver zentralnervöser Magnesiummangel (Symptome bei lauten Geräuschen und Körperkontakt): Ataxie, verwaschene Sprache, metabolische Azidose, Sialorrhö, diffuse Muskelspasmen, generalisierte Krampfanfälle und fortschreitende Bewusstseinstrübung, Diagnostik: verminderter Magensiumkonzentration im Liquor

Magnesiumsubstitution:

  • im Rahmen einer Niereninsuffizienz sollten nicht mehr als 50 % der im Standardprotokoll angegebenen Magnesiummenge verabreicht werden
  • 250 oder 500 ml isotone Kochsalzlösung mit 6 g Magnesiumsulfat (48 mEq Magnesium) versetzen und über 3 Stunden infundieren; Ringer-Lösungen sind zur Verdünnung von Magnesiumsulfat nicht geeignet, da das enthaltene Calzium die Wirkungen des infundierten Magnesiums konterkariert
  • cave: 50% Magnesiumsulfat-Lösung (500 mg/ml) hat eine Osmolarität von 4000 mosm/l, diese Lösung sollte daher verdünnt werden.

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