Die EpiSEP-Studie: Infektion, Sepsis und Septischer Schock in der Notaufnahme

Infektionen, Sepsis und septischer Schock sind häufige Konstellationen in der Notaufnahme. Aber wie häufig sind den nun die einzelnen Infektionsfoki? Bisher gab es im wesentlichen Informationen aus der Intensivmedizin. Eine retrospektive monozentrische Studie liefert nun erstmals Daten aus einer deutschen Notaufnahme:

Wolfertz N, et al. Epidemiology, management, and outcome of infection, sepsis, and septic shock in a German emergency department (EpiSEP study). Front Med 2022; 9:997992, https://doi.org/10.3389/fmed.2022.997992 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2022.997992/full

Die Erkrankungen Infektion, Sepsis und septischer Schock gehören zu den häufigsten Ursachen für die Behandlung in der Notaufnahme. Die meisten verfügbaren Daten stammen von Intensivstationen und schließen nosokomiale Infektionen ein, die während des Krankenhausaufenthalts erworben wurden. Epidemiologische Daten aus deutschen Notaufnahmen sind bisher nicht verfügbar, obwohl die Notaufnahme eine der ersten Anlaufstellen für Patienten ist. Ziel dieser Studie war es, die Epidemiologie, Ursachen, Diagnose, Mortalität und Behandlung von Patienten mit Infektionen in der Notaufnahme zu untersuchen.

In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie an einem einzigen Zentrum wurden routinemäßig erfasste Daten aus dem Patientendatenverwaltungssystem und dem Krankenhausinformationssystem ausgewertet. Alle erwachsenen Patienten, die im Studienzeitraum vom 01.01. bis 28.02.2019 wegen einer Infektion in der Notaufnahme vorstellig wurden, wurden eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren Alter ≤ 17 Jahre und unvollständige Aufzeichnungen. Drei Gruppen (I. Infektion, II. Sepsis und III. septischer Schock) wurden gemäß den SEPSIS-3-Definitionen definiert.

Ergebnisse:

  • Während des Studienzeitraums wurden insgesamt 6.607 Patienten in der Notaufnahme behandelt.
  • Von diesen Patienten hatten 19,3 % (n = 1.278) eine Infektion (Durchschnittsalter 56 ± 23 Jahre, 50 % weiblich).
  • Die Infektionsorte verteilten sich wie folgt: Atemwege 35 %, Urogenitaltrakt 18 %, Kiefer-Gesichtsbereich/Ohren/Nase/Hals 14 %, intraabdominal 13 %, Weichteile 10 %, zentrales Nervensystem 1 %, andere Ursache 3 % oder unbekannte Ursache 6 %.

Abbildung „Ursache der der Infektion“: Die Ergebnisse wurden als Kreise dargestellt, die die prozentuale Verteilung der Infektionsherde in den drei Untergruppen (I: Infektion n = 1 103, äußerer Kreis; II: Sepsis n = 133, mittlerer Kreis; III: septischer Schock n = 42, innerer Kreis) wiedergaben (Quelle: Front Med 2022; 9:997992, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2022.997992/full)

  • Eine reine Infektion, eine Sepsis und ein septischer Schock lagen bei 86, 10 bzw. 3 % vor.
  • Es gab signifikante Unterschiede in den Vitalzeichen sowie in den verschiedenen Notfallsepsis-Scores über die vordefinierten Gruppen hinweg [I vs. II vs. III: SOFA (pts.): 1 ± 1 vs. 4 ± 2 vs. 7 ± 3 (p < 0,0001), systolischer Blutdruck (mmHg): 137 ± 25 vs. 128 ± 32 vs. 107 ± 34 (p < 0,05), Herzfrequenz (bpm): 92 ± 18 vs. 99 ± 23 vs. 113 ± 30 (p < 0,05), Atemfrequenz (min-1): 18 ± 4 vs. 20 ± 7 vs. 24 ± 10 (p < 0,05)].
  • In den drei Gruppen wurden in 34, 81 bzw. 86 % der Fälle Blutkulturen angelegt und in 50, 89 bzw. 86 % der Fälle wurden in der Notaufnahme Antibiotika verabreicht. Die 30-Tage-Sterblichkeitsrate betrug in den drei Gruppen 1,6, 12,0 bzw. 38,1 %.

Diese Studie ist die erste, die das Auftreten, die Behandlung und das Ergebnis von Patienten, die als Infektion, Sepsis und septischer Schock klassifiziert werden, in einer deutschen Notaufnahme zeigt. Die Ergebnisse unserer Praxisdaten sind wichtig für das Qualitätsmanagement und ermöglichen die Optimierung der Behandlungspfade für Patienten mit Infektionskrankheiten.

Die EpiSEP-Studie zeigt wichtige Versorgungsdaten zu Patienten mit Infektionen, Sepsis und septischem Schock in einer deutschen Notaufnahme. Durch die Verwendung von Vitalparametern und klinischen Befunden zur Identifizierung nähert sich die Studie den tatsächlichen Inzidenzraten von Sepsis und septischem Schock in der Notaufnahme an und unterstreicht die Bedeutung der Sepsiserkennung und der strukturierten Diagnose und Therapie.

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