Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos

Ein Beitrag von PD Dr. Jürgen Knapp, Bern/Schweiz

Stress bei der Arbeit in der Notaufnahme ist einer der wichtigsten Gründe für Burnout bei Pflegekräften und Ärzten. Daher wäre es interessant, Wege zur Stressreduktion während der Arbeit zu finden. In Academic Emergency Medicine wurde hierzu aktuell eine randomisiert kontrollierte Studie veröffentlicht:

Kline JA et al. Randomized Trial of Therapy Dogs Versus Deliberative Coloring (Art Therapy) to Reduce Stress in Emergency Medicine Providers. Acad Emerg Med 2020; 27:266-75;
https://doi.org/10.1111/acem.13939

Die Studie kurz zusammengefasst:

Methodik:

  • prospektive randomisiert kontrollierte Studie in einer US-amerikanischen Notaufnahme mit 105.000 Patienten pro Jahr
  • randomisiert wurden insgesamt 122 Pflegekräfte und Ärzte
    • 43 Teilnehmer durften etwa zur Mitte ihrer Schicht 5 min in einem ruhigen Raum mit einem an der Klinik eigentlich für die Patienten angestellten Therapiehund verbringen
    • 40 Teilenehmer durften für 5 min in ruhiger Umgebung Mandalas ihrer Wahl ausmalen
    • 39 Teilnehmer dienten als Kontrollgruppe
  • zu Beginn der Schicht (T1), 30 min nach der „Intervention“ etwa zur Mitte der Schicht und am Ende der Schicht wurde der subjektive Stresslevel anhand einer VAS von 0 bis 100 mm, der Kortisol-Spiegel im Speichel und eine modifizierte Perceived Stress Scale (mPSS) (ein psychologischer Fragebogen zur aktuellen Stressbelastung mit 10 Items, Gesamtpunktzahl von 0 bis 40) gemessen.
  • zusätzlich evaluierten die Patienten der entsprechenden Pflegekräfte und Ärzte das empathische Verhalten ihrer Behandler zu den entsprechenden Zeitpunkten

Ergebnisse:

  • Therapiehundzum Ausgangszeitpunkt T1 war die VAS in allen Gruppen gleich: 18,2 (±17,8) mm
  • bis zum Ende der Schicht (T3) nahm der VAS in der Hunde-Gruppe deutlich ab auf 13,6 mm (p=0,018), in der Mal-Gruppe nahm der Stress-Level gemäß VAS tendenziell eher zu, in der Kontroll-Gruppe blieb er unverändert
  • der Kortisol-Spiegel im Speichel war am Ende der Schicht sowohl in der Mal-Gruppe als auch der Hunde-Gruppe deutlich niedriger als in der Kontroll-Gruppe
  • in den Ergebnissen des Stress-Fragebogens (mPSS) und der Patientenevaluation zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen

Schlussfolgerung der Autoren:

Eine nur 5-minütige Interaktion des Personals einer Notaufnahme mit einem Therapiehund reduziert den subjektiven empfunden und physiologisch gemessen Stress-Level.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.