Neue S1 Leitlinie: Lumbalpunktion und Liquordiagnostik

Am 30.08.2019 ist eine neue S1 Leitlinie der AWMF zum Thema „Lumbalpunktion und Liquordiagnostik“ erschienen:

Tumani H.  et al., Lumbalpunktion und Liquordiagnostik, S1-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (PDF)

Ein guter Grund uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen, hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Die Liquorpunktion ist ein wichtiges, teilweise alternativloses diagnostisches Verfahren bei Entzündungen des Nervensystems und der Hirnhäute, bildgebend nicht fassbaren Blutungen im Bereich des Subarachnoidalraums sowie Ausbreitung maligner Erkrankungen auf den Liquorraum und die Meningen.
  • Vor der Punktion der Liquorräume ist das schriftliche Einverständnis des Patienten einzuholen, und Kontraindikationen wie eine Blutungsneigung oder erhöhter intrakranieller Druck sind auszuschließen.
  • Um unnötige Nachpunktionen zu vermeiden, sollte eine ausreichende Menge (mind. 10 ml) gewonnen, die Liquor- und die zeitgleich abgenommene Serumprobe unverzüglich in ein spezialisiertes Labor verschickt werden, damit das Notfall- und Grundprogramm der Liquoranalytik innerhalb von zwei Stunden durchgeführt werden kann. Für die zeitsensitive Liquorzytologie ist sogar eine Transportzeit von weniger als einer Stunde zu empfehlen. Wenn möglich, sollte eine Liquorprobe (als zellfreier Überstand) für einen gewissen Zeitraum für Nachanalysen (bei +4 °C bis zu 4 Wochen) asserviert werden (Ausnahme: für bakterielle Anzucht Nativliquor bei Raumtemperatur möglichst unverzüglich bearbeiten).

Und weiter Empfehlungen lauten:

  • Vor Durchführung der LP sind die Indikationen und Kontraindikationen zu prüfen.
  • Die Punktion muss von Ärzten durchgeführt werden, die über entsprechende Erfahrung verfügen, oder unter der Aufsicht eines erfahrenen Arztes erfolgen.
  • Die Öffnung der Punktionsnadel (bei Nadel mit scharfer Spitze) sollte so eingestellt werden, dass sie parallel zur Verlaufsrichtung der Durafasern liegt.
  • Für die Auswahl der Punktionsnadel können keine verbindlichen Empfehlungen gegeben werden, da widersprüchliche Untersuchungsergebnisse zu den Vorteilen der verschiedenen Nadeln vorliegen bzw. keine Studien unter definierten Bedingungen durchgeführt worden sind. Die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse legen nahe, dass die Punktion mit einer atraumatischen Nadel mit einer geringeren Inzidenz postpunktioneller Beschwerden verknüpft ist.
  • Die Häufigkeit des postpunktionellen Syndroms korreliert invers mit dem Alter und dem Body-Mass-Index (BMI); es kommt bei Frauen und Patienten mit Kopfschmerzanamnese häufiger vor. In Abhängigkeit von diesen Einflussgrößen empfiehlt sich daher die atraumatische Nadel bei Patienten mit kombinierten Risikofaktoren (weiblich, jüngeres Alter, geringer BMI und positive Kopfschmerzanamnese).
  • Die Indikation zur LP bei gerinnungshemmender Therapie ist häufig eine Einzelfallentscheidung, die im interdisziplinären Diskurs getroffen werden muss. Das Risiko einer Unterbrechung der gerinnungshemmenden Therapie muss gegen das vermehrte Blutungsrisiko bei LP unter gerinnungshemmender Therapie abgewogen werden.

Weitere Details entnehmen Sie bitte der S1 Leitlinie.

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